Full text: Geheime Mächte - Internationale Spionage und ihre Bekämpfung im Weltkrieg und heute.

130 Auf den Kriegsschauplätzen 
litische Propaganda auf deutscher Seite bestanden, so hätte sich aus diesen 
Feststellungen manches ergeben, das mit Aussicht auf Erfolg für eine 
Frontpropaganda hätte ausgenutzt werden können. 
Die Engländer sahen verächtlich auf die Franzosen herab, sie beklagten 
sich über ihre Unsauberkeit und machten sich über ihre schlaffe Disziplin 
lustig. Die französische Bevölkerung im englischen Etappengebiet wurde 
nach Aussagen der englischen Gefangenen mit drakonischer Strenge 
angefaßt. Dafür herrschte hinter der englischen Front eine sehr viel 
bessere Ordnung als hinter der französischen. Ein starkes Aufgebot von 
englischer Polizei und Gendarmerie sorgte dafür, daß die Kriegsnot- 
wendigkeiten unbedingt durchgeführt wurden. Anspruchslos gegen die 
Bevölkerung erwiesen sich die Engländer nur darin, daß ihre Stäbe die 
Unterbringung in Schlössern möglichst vermieden und sich lieber in 
schwer durch die deutschen Flieger zu entdeckenden und von der Artillerie 
kaum auffindbaren Räumlichkeiten, meist Aubestbaracken, niederließen. 
Daher gelang es sehr schwer, den Standort englischer Stäbe nach Be- 
fragung der Gefangenen auf den Karten genau zu bestimmen. Die eng- 
lischen Gefangenen sprachen vom besetzten Frankreich wie von Feindes- 
land und von strengen Maßnahmen gegen die Bevölkerung als von 
etwas selbstverständlichem. Englische Offiziere äußerten gegen deutsche 
Nachrichtenoffiziere, daß es ihnen unbegreiflich sei, daß die Deutschen 
so human mit der französischen Bevölkerung verführen. Ihr Erstaunen 
war um so größer, als auch sie durch die Propaganda über die Grau- 
samkeit der deutschen Kriegführung durchtränkt waren. Wenn man be- 
denkt, wieviel verschiedene Menschenrassen die französische Etappe im 
Laufe der vier Kriegsjahre heimsuchten, dann kann man die Ansicht 
manches Kriegsgefangenen verstehen, daß die Bevölkerung des deutschen 
Etappengebiets es wesentlich leichter gehabt habe, als die des französischen. 
Das gleiche gilt auch von der belgischen Etappe. Besonders flämische 
Gefangene äußerten sich erbittert über das herrische Auftreten der Eng- 
länder und über ihre rücksichtslos angewandte Jerstörungsmethode gegen 
die belgischen Ortschaften. Die französischen Gefangenen ließen sich die 
Mißachtung durch die englischen äußerlich gefallen, und die französischen 
Offiziere, die von den Engländern in der Gefangenschaft nicht gegrüßt 
wurden, zeigten vor diesen eine gewisse Scheu. Dabei fühlten sich die 
Franzosen als Soldaten anfangs den Engländern überlegen und fällten 
oft geringschätzige Kritik über die Minderwertigkeit der meist neu auf-
	        
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