Im Heimatgebiet 137
daß den Schleppern für jeden Agenten eine hohe Prämie bezahlt wurde.
Die leichtfertige Auswahl hatte mangelhafte Instruktion zur Folge.
Die in Difon bestehende Spionageschule für Agenten, die durch die
Schweiz nach Deutschland entsandt werden sollten, konnte von der
großen Zahl nur verhältnismäßig wenige ausbilden.
Besser war die Ausbildung in den englisch-französischen Spionage-
schulen in London, denn der englische Nachrichtendienst legte auch auf
die gründliche Vorbildung der gegen das Spezialgebiet der Marine ent-
sandten Spione den größten Wert. Nach einen vom deutschen Nach-
richtendienst vorgelegten Ausbildungsplan dieser Schule wurden die
Agenten in fünf Abschnitten mit allen Einzelheiten der Spionage in
sachlicher und persönlicher Beziehung vertraut gemacht.
Man sollte meinen, daß der Bedarf an Spionen in Deutschland durch
die angeführten Quellen gedeckt war. Aber selbst unter den in Deutsch-
land befindlichen Kriegsgefangenen wurde geworben. Hierbei wurde
ganz planmäßig vorgegangen. Entweder wurden Boten in die Gefangen-
lager entsendet, die eingehend instruiert waren, oder die Instruktion über-
nahmen Gefangene, die sich freiwillig gefangen nehmen ließen, oder
aber es wurde in Briefen, wie dem nachfolgenden, ein Vertrauensmann
in Gefangenlagern geworben:
„Lieber Kamerad! Hier angekommen hatte ich Gelegenheit, mich mit
einem Franzosen zu unterhalten, welcher beauftragt ist, möglichst viele
Nachrichten zu sammeln (Sie verstehen mich). Er bat mich, einen Korre-
spondenten für das Lager zu finden. Ich habe an Sie gedacht. Ich weiß,
daß Sie einige sichere und kluge Kameraden haben, welche sich eine
Freude daraus machen und eine Pflicht, an dieser Arbeit mitzuwirken,
wenn Sie die Leitung für Ihr Lager übernehmen wollen.
Berichten Sie über den Zustand bei den Truppen, bei der Bevölke=
rung, im allgemeinen die kleinsten Sachen, selbst zweiter Ordnung,
welche interessante Angaben geben können.
Ich werde Ihnen niemals unter meinem Namen schreiben (nötigen-
falls können Sie vielleicht das Recht auf einen Brief mehr erhalten,
wenn ich in meinen Briefen nach Vermißten frage). Sie werden wohl
im allgemeinen mit sympathetischer Tinte schreiben. Für die Mittei-
lungen, welche ich machen werde, ist das nicht nötig, weil sie in Kon-
servenbüchsen versteckt sein werden. Aber es könnte vorkommen, daß
ich ein geheimes Wort durch den Brief schreiben müßte, welches ich