Im Heimatgebiet 143
Die englischen Fragebogen beschäftigten sich vorzugsweise mit der
deutschen Kriegsmarine und wirtschaftlichen Dingen. Außerdem ließen
sie durch Fragen wie die folgende England als die treibende Kraft bei
den Luftangriffen auf deutsche Städte erkennen:
„Genaue Einzelheiten über die Luftabwehr in der Rheingegend, Resul-
tat des angerichteten Schadens bei den von der Entente ausgeführten
Luftangriffen auf die verschiedenen Städte. Anzahl der dabei zu Tode
gekommenen Personen.“
Die Fragebogen der englischen und auch der französischen Handels= und
Wirtschaftsspionage entziehen sich ihres großen Umfangs wegen der
Wiedergabe. Sie enthielten für alle Gebiete der Kriegsindustrie die
detailliertesten Angaben und Fragen.
Der Kampf zwischen Nachrichtendienst und Abwehr führte in den
langen Kriegsjahren zu Erscheinungen, die im Frieden nicht vorbedacht
sein konnten. Deutschland, vom Nachrichtendienst am meisten bedroht,
hat daher auch in der Abwehr den schärfsten Kampf führen müssen,
wenigstens soweit die Kräfte des Generalstabs reichten. In seiner Hand
vereinigte sich auch die Post= und Telegraphenüberwachung, sowie in
der Paßzentrale die Erteilung und Prüfung von Pässen.
Sehr bald kam er bei der Aufdeckung der vom Gegner einge-
schlagenen Wege zur Uberwindung der errichteten Schranke nicht mehr
mit den Mitteln aus, über welche die Polizei verfügte. Bei der Abteilung
IIIB wurde eine wissenschaftliche Abteilung notwendig, daneben entstand
eine Abteilung zur Sicherung und dauernden Prüfung der verwendeten
Chiffriersysteme. Gelehrte der Chemie, Physik und Mathematik traten
auch hier in den Dienst der Kriegführung.
Junächst war es die Briefpost, zu deren Prüfung auf Geheimschriften
die vorhandenen Mittel nicht ausreichten. Einfache, schon im Frieden
bekannte Geheimtinten waren durch das überall gebräuchliche einfache
Jodgasverfahren leicht festzustellen. Sie krankten daran, daß die Flüs-
sigkeit die Oberfläche des Papiers zerstörte. Diese zerstörten Stellen
traten bei der Entwicklung leicht sichtbar hervor, indem die Jodteilchen
sich daran festsetzten und die Schrift in bräunlicher Farbe hervorriefen.
Diese einfachen Geheimschriften wurden aber während des ganzen Krie-
ges nur noch von Privatpersonen verwendet. Besonders enthielten die
zwischen den Kriegsgefangenen und ihren Angehörigen gewechselten