VII
Die Ergebnisse
Der Wert eines Nachrichtendienstes kann nicht an seinem Umfang,
sondern muß an seinen Erfolgen gemessen werden. In dieser Be-
ziehung kann der deutsche Nachrichtendienst den Vergleich mit den feind-
lichen zwar nur im Erfolg der militärischen Fesistellungen aufnehmen.
Auf diesem Gebiet aber kann er für sich in Anspruch nehmen, daß er
allen Schwierigkeiten zum Trotz sich dem an Ausdehnung weit größeren
und von den Verhältnissen begünstigten Nachrichtendienst der Entente
überlegen gezeigt hat. Von der Marneschlacht an, bei dem entscheiden-
den Durchbruch von Gorlice-Tarnow, beim Aufmarsch gegen Serbien und
Rumänien, am Isonzo, in allen großen deutschen Angriffsschlachten
der Westfront ist die feindliche Heerführung durch die deutschen Kriegs-
handlungen überrascht worden. Auch die Zurückverlegung der deutschen
Front auf die Siegfriedsstellung ist ihr trotz umfassender Vorbereitungen
verborgen geblieben und erst zum Bewußtsein gekommen, nachdem sie
durchgeführt war. Mitte Juli lol8 bei Reims traf der deutsche An-
griff zum ersten Male auf einen völlig unterrichteten Gegner. Die ver-
hängnisvollen Folgen bewiesen die Wichtigkeit der Geheimhaltung der
Absichten der Heerführung, aber auch den Nutzen eines erfolgreichen
Nachrichtendienstes. Die Gründe, daß der Feind in diesem Falle unter-
richtet war, haben deutscherseits nicht mehr aufgeklärt werden können.
Es scheint aber, daß der Feind auch in diesem Falle seine Kenntnisse
nicht seiner Spionage, sondern den Aussagen kriegsgefangener Deutschen
verdankte. Umgekehrt ist festzustellen, daß die deutsche Oberste Heeres-
leitung in keinem Fall von Bedeutung durch die Ereignisse überrascht
worden ist.
Trotz der Beschränkung im Nachrichtendienst gingen bei ihm zahlreiche
Meldungen ein. Soweit sie militärischen Inhalts waren, wurden sie
nicht unmittelbar an die Operationsabteilung weiter geleitet, sondern
diese erhielt sie erst, nachdem sie von der Abteilung „Fremde Heere“