158 Die Ergebnisse
seits nicht unter-, sondern überschätzt worden sind. Stets war auch
das Eintreffen der Amerikaner schon längere Zeit vor ihrem Einsatz in
der Front bekannt. Auch über die Ausbildungsweise in Frankreich be-
stand Klarheit. Während die zuerst in Frankreich eingetroffenen amerika-
nischen Divisionen zunächst mehrere Monate noch in Frankreich ausge-
bildet und dann erst an ruhigen Frontabschnitten verwendet wurden, ehe
sie in Großkämpfe kamen, wurden sie vom Juli ab schon nach zwei-
monatiger Ausbildung, später sogar nur nach einmonatiger, sofort an
den Brennpunkten des Kampfes verwendet. Sie haben sich hier durch
schneidiges Draufgehen ausgezeichnet, mußten aber ihre Unerfahrenheit,
mit der sie notgedrungen in den Kampf geworfen wurden, mit viel Blut
bezahlen.
Ist also die Behauptung, die deutsche Oberste Heeresleitung sei durch
die Stärke des Feindes überrascht worden, zur Entschuldigung der Revo-
lution erfunden und unwahr, so ist es andererseits richtig, daß einzelne
deutsche Frontteile durch feindliche Unternehmungen überrascht wurden.
Trotzdem hat auch hier der Nachrichtendienst rechtzeitig und richtig ge-
meldet. Damit ist aber noch nicht gesagt, daß seinen Meldungen von
Führern oder Truppen in jedem Falle geglaubt wird. Denn mit den
Meldungen allein ist es nicht getan. Das letzte Wort hat der Feldherr.
An ihn selbst kommen zwar nur die wichtigsten Meldungen unmittelbar.
Im übrigen hat er sich auf das zusammengefaßte Urteil seiner Mit-
arbeiter zu verlassen. Ich kann mir wohl vorstellen, daß dieses Urteil
bei den Alliierten nicht immer einheitlich war. Der deutsche Nachrichten-
dienst hatte daher auch kein Interesse daran, den Massenbetrieb des
feindlichen einzuschränken. Im Gegenteil bemühte er sich, das Ubermaß
zu vergrößern und auf vielen aufgedeckten Wegen selbst Nachrichten zu-
fließen zu lassen, die selbstverständlich nicht richtig, zuweilen aber auch
richtig waren, wenn nämlich die Annahme berechtigt war, daß der
Gegner dem Meldenden mißtrauen würde.
Bei der Unzahl der in deutsche Hand gefallenen feindlichen Spione
war es nicht schwer, geeignete Werkzeuge für diese Irreführung zu
finden. Vom Gegner oberflächlich ausgesucht, war es ihnen nicht ernst
mit ihrer Aufgabe. Sie gaben sich gern zu einer Verwendung als
Doppelagenten her, denn sie erhielten ohne Gefahr, was sie brauchten
und verdienten doppeltes Geld, wenn sie von beiden Seiten belohnt
wurden. Damit aber auch die zahlreichen unbekannten Agenten des