164 Nach dem Kriege
Eine Einschränkung der französischen Rüstung könne nur dann ohne
Gefahr für die Sicherheit des Landes vorgenommen werden, wenn man
über alles, was in Deutschland geschehe, völlig unterrichtet sei. Die
englische Regierung beantragte, den Betrag für den Geheimdienst zu
verdoppeln, obgleich es seinen Nachrichtendienst gegen Deutschland ein-
schränkte. Es ist anzunehmen, daß diese Fonds seit 1920 eine weitere
Erhöhung erfahren haben.
Der englische Nachrichtendienst wurde organisatorisch nur wenig ge-
ändert. In der Schweiz scheint er, soweit er sich gegen Deutschland be-
tätigte, eingestellt worden zu sein. In Holland dagegen ist das Haupt-
spionagebureau von Tinsley in Rotterdam bestehen geblieben. Es zeigt
starkes Interesse für kriegstechnische Neuerungen. Daneben achtet der
englische Nachrichtendienst besonders auf die Versuche Deutschlands,
die Märkte im Ausland wieder zu erobern. Es ist somit auf sein
Ausgangsgebiet, das wirtschaftliche, zurückgegangen. Die bewährten,
aus dem Kriege bekannten, militärisch geschulten Agenten sind aber
beibehalten. Sie scheinen zurückgestellt zu sein für andere Aufgaben.
Eine Erkundung Frankreichs scheint vorläufig nicht für nötig gehalten
zu werden, weil die militärischen Verhältnisse des bisherigen Verbün-
deten noch ausreichend bekannt sind und alles vermieden wird, was
Anlaß geben könnte, das Einvernehmen zu gefährden. Die Beobachtung
der nordischen Reiche ist aufrechterhalten, das Bureau in Kopenhagen
besteht noch unter Leitung des sehr tätigen Kapitäns Sommerfield,
der in politischen Fragen durch den Kapitän Hudson unterstützt wird.
Auch die im Kriege beim englischen Generalkonsulat in Stockholm
und in Helsingfors geschaffenen Nachrichtenstellen bestehen weiter. Die
Beobachtung des Ostens ist durch eine Militärmission in Kowno er-
weitert.
Die Leitung der Interalli#erten Uberwachungskommissionen in Deutsch-
land erhielt General Dupont. Damit wurde der Chef des französischen
Nachrichtendienstes vor und im Kriege der Organisator der über das
ganze Reich verstreuten, staatlich anerkannten Nachrichtenstellen Frank-
reichs.
Der französische Nachrichtendienst hat eine wesentliche Anderung in-
sofern erfahren, als seine Zentrale, die vor dem Kriege beim General-
stab lag, in das Ministerium des Auswärtigen verlegt worden ist. Schon
hierin kommt zum Auedruck, daß dem militärischen Nachrichtendienst