28 Kriegsvorbereitung
Jahren vor dem Krieg der Oberstleutnant Assanowitsch. Dieser war
erfolgreicher als sein Vorgänger und verlegte den Schauplatz seiner
Tätigkeit mehrfach nach Stockholm. Er war ein gelehriger Schüler des
englischen Nachrichtendienstes, indem er dicht vor dem Kriege begonnen
hatte, Deutsche zur Spionage in den nordischen Reichen zu verwenden.
Im Ausland unterstützten den französischen Nachrichtendienst die
Militär= und Marineattachés, besonders auch die auf weniger beobach-
teten Posten stehenden Konsulate. So konnte dem Konsul Robin in
Bremen eine gemeinsame Tätigkeit mit dem Marineattaché Farramond
in Berlin nachgewiesen werden. Im Jahre 1910 wurde George Fuchs
französischer Konsul in Berlin, obgleich er bereits im Jahre 1892 als
einer der eifrigsten politischen Agenten Frankreichs aus Elsaß-Lothringen
ausgewiesen war. Deutschland erhob Einspruch, begnügte sich aber da-
mit, daß er nach Nürnberg versetzt wurde. Dort stand er ständig unter
Spionageverdacht. Bei einer Durchsuchung seiner Wohnung bei Kriegs-
ausbruch wurde dieser bestätigt. Die in der Schweiz befindlichen Kon-
suln waren durchweg im Nachrichtendienst tätig. Der Konsul Wickström
in Malmö verdient als besonders eifrig genannt zu werden.
Ein belgischer Nachrichtendienst gegen Deutschland tauchte erst im
Jahre 1912 auf. Er trug trotz Anlehnung an den französischen alle
Anzeichen einer jungen unerfahrenen Organisation. Seine Ziele gingen
nicht über das nächste Grenzgebiet hinaus und seine Erfolge waren
anscheinend gering. Er ist mehr als ein Beweis unmittelbarer Kriegs-
vorbereitung und dafür von Interesse, daß Belgien bereits vor Ausbruch
des Weltkrieges in die Reihe der Entente einrangiert war.
Innerhalb dieses organisatorischen Rahmens arbeitete der Nach-
richtendienst der Entente seit 1#0 mit verteilten Rollen. Rußland fiel
fast ausschließlich die militärische Erkundung Deutschlands, Osterreich-
Ungarns und des Balkans zu. Frankreich hatte neben der militärischen
die politische Erkundung Deutschlands und Italiens. England war der
Sorge um die militärischen Fragen enthoben, es beschränkte sich auf die
Erkundung der Grundlagen für die Kriegführung zur See. Es klärte
vor allem wirtschaftspolitisch auf und bereitete die politische Propaganda
gegen Deutschland vor.
Auffallend beim militärischen Nachrichtendienst der Entente war die
offensive Tendenz. Er begnügte sich nicht mit der Erkundung der Stärke
des deutschen Heeres und der deutschen Flotte und ihrer Angriffskraft.