Full text: Geheime Mächte - Internationale Spionage und ihre Bekämpfung im Weltkrieg und heute.

Kriegsausbruch 53 
fassung sämtlicher, zur führenden Einwirkung auf die öffentliche Mei- 
nung des In= und Auslandes bestimmten amtlichen Einrichtungen ins 
Werk zu setzen. Graf Hertling schrieb: „Mit der vorbereitenden Arbeit 
habe ich meinen Pressechef beauftragt. Dieser wird einen Erholungs- 
urlaub von 14 Tagen, den er am 23. August anzutreten gedenkt, be- 
nutzen, um seinen Entwurf über den Ausbau der neuen Einrichtung 
zu vollenden. Der Entwurf wird dann, nachdem er von mir geprüft ist, 
der Obersten Heeresleitung und den an der Sache mitbeteiligten Reichs- 
zentralbehörden zur Einsicht und zur Außerung etwaiger Anderungs- 
oder Ergänzungswünsche zugehen. Im Anschluß daran beabsichtige ich 
die endgültige Feststellung des Gesamtplanes, nötigenfalls unter Zu- 
hilfenahme kommissarischer Beratungen, derart zu fördern, daß sie in 
kürzester Frist beendet sein und die praktische Ausführung ohne Verzug 
in die Wege geleitet werden kann.“ Die Oberste Heeresleitung teilte 
den Optimismus des Schlußsatzes nicht. Ehe der Entwurf der Reichs- 
regierung zustande kam, mußten die militärischen Führer die Hoffnung, 
den Feind zur Friedensbereitschaft zu zwingen, aufgeben. Der vom 
Feinde genährte Irrglauben an einen erträglichen Frieden ohne Waffen- 
entscheidung hatte gesiegt. — 
Ich muß diese Vorgänge, und zwar schon an dieser Stelle der Dar- 
stellung, erwähnen, weil sie die nachfolgende Schilderung des deutschen 
Nachrichtendienstes verständlich machen und vor dem Verdacht schützen, 
auf der einen Seite werde zu stark aufgetragen und viele Handlungen 
Deutschlands verschwiegen, um es zu entlasten und die Gegner zu be- 
lasten. Dies würde auch insofern eine falsche Annahme sein, als ich der 
Ansicht bin, daß der Vorwurf der Unterlassung gegen Deutschland viel 
schwerer ist als der, daß die feindlichen Regierungen mit allen Mitteln 
auf den Sieg hinarbeiteten, wenn dies überhaupt ein Vorwurf sein 
kann. 
Es war selbstverständlich, daß dem Feinde die schwache Stelle der 
deutschen Kriegführung nicht verborgen blieb. Mit Wucht setzte seine 
Propaganda an dieser ein. Es bescherte ihr unerwarteten Nutzen, daß 
Deutschland an Rußland den Krieg erklärte und damit die erste Kriegs- 
erklärung aussprach, daß Deutschland zuerst in Belgien einmarschierte 
und das selbst als „Unrecht“ hinstellte. Während in der Welt und 
gegen das hinter ausgedehnten Landgrenzen schutzlos daliegende Deutsch- 
land der Nachrichtendienst die vorbereitete Propaganda entfesselte, schlossen
	        
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