Full text: Geheime Mächte - Internationale Spionage und ihre Bekämpfung im Weltkrieg und heute.

Auf den Kriegsschauplätzen 99 
Die Propaganda hierfür betätigte sich besonders in Amerika, unter den 
Kriegsgefangenen, sowie in der Schweiz. In Amerika wurden drei 
große Verbände, der Zentralverband der Kroaten, der Serben und Slo- 
venen aufgestellt. An ihrer Spitze stand der südslavische Nationalrat 
in Washington. Er arbeitete in enger Verbindung mit dem südslavischen 
Klub im österreichischen Reichsrat, der sich das Programm von Korfu 
zu eigen machte. Die Folgen der Propaganda führten zu zahlreichen 
Desertionen. Die Montenegriner konnten aus Deserteuren drei Batail- 
lone, die Serben eine adriatische Legion bilden. In Odessa konnten so- 
gar zwei Divisionen aufgestellt werden und auch in Amerika wurden 
Mannschaftstransporte aus österreich-ungarischen Südslaven gebildet. 
Es ist selbstverständlich, daß auch unter den in Frankreich nach dem 
serbischen Rückzug untergebrachten Kriegsgefangenen eine starke Propa- 
ganda entfaltet wurde. 
Spionage und Propaganda waren in ÖOsterreich-Ungarn so sehr mit- 
einander verflochten, daß die eine nicht ohne die andere gedacht werden 
kann. Es ist selbstverständlich, daß die Front des verbündeten Heeres 
unter diesen Umständen im Kampf gegen die Russen, Serben und Ita- 
liener viel brüchige Stellen aufweisen mußte. Wie das Staatsgebilde, 
war auch das Heer von dieser Arbeit des gegnerischen Nachrichtendienstes 
zerfressen. Die in jahrelanger Arbeit vor dem Kriege ausgestreute Saat 
ging während des Krieges auf. Wie Bulgarien, so ist auch Osterreich- 
Ungarn ein warnendes Beispiel für die Wirkung einer planmäßigen 
Kriegsvorbereitung durch Zersetzung der Volksgemeinschaften. Es be- 
schleunigte den Zusammenbruch beider Länder, daß sich auch in Deutsch- 
land die Anzeichen der Zgersetzung zeigten. 
Der westliche Kriegsschauplatz 
Trotz aller Spionage und Verführung Deutscher zum Landesverrat 
vor dem Kriege waren den Franzosen wichtige militärische Geheimnisse, 
wie die Ausstattung der deutschen schweren Artillerie mit der „dicken 
Berta“ und der deutsche Aufmarsch mit seinen Einzelheiten geheim 
geblieben. Dies trug dazu bei, daß der Vormarsch des rechten deutschen 
Heeresflügels so überraschend schnelle Fortschritte machen konnte. Er 
warf das ganze für die Kriegführung in Deutschland vorbereitete fran- 
zösische Spionagesystem über den Haufen. 
Nur auf dem südlichen Flügel, wo die Deutschen auf eigenem Boden 
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