— 13 —
Der Widerstreit der Interessen.
Was Fürst Bismarck für die Armee getan hat, sollt
ihr später hören. Zunächst müßt ihr wissen, wozu denn im
Frieden ein Landesherr da ist. Denn er hat noch viel mehr
zu tun, als sein Volk dazu einzuüben, daß es gut gegen den
Landesfeind kämpft. Viel schlimmer ist der Kampf, den jedes
Volk mit sich selber führt, der Krieg der Interessen, von dem
ich euch jetzt erzählen will. Denn der Landesfeind, der von
außen kommt, bleibt doch manchmal viele Jahre lang weg;
das deutsche Volk hat seit 1870 keinen äußeren Krieg mehr
gehabt. Aber der innere Krieg, der Kampf der Interessen,
der wütet immer fort.
Aber was sind denn eigentlich Interessen? Das will ich
euch zuerst sagen, und dann will ich euch den Kampf der
Interessen beschreiben. „Das Interesse“ ist nicht der Name
für irgend ein greifbares Ding, sondern für einen Vorgang,
so wie etwa „der Schuß“ der Name ist für den Vorgang,
daß Jemand schießt, und „der Hieb“ der Name für den
Vorgang, daß Jemand haut. „Das Interesse“ ist nun der
Name für den Vorgang, daß Jemand das bekommt, was er
Gutes und Nützliches haben möchte. Also ihr selber habt schon
Interessen. Wenn der Vater euch einen Groschen schenkt, daß
ihr euch Kirschen dafür kaufen könnt, dann ist es euer Inter-
esse, daß ihr recht viele und recht gute Kirschen für euren
Groschen bekommt. Wenn aber die Frau, die ihr sie abkauft,
euch zu wenig gibt oder ein paar schlechte hinzutut, die sie
gerne los sein, aber bezahlt haben möchte, dann schädigt sie
euer Interesse.
Und wenn Jemand euch einen schönen großen Apfel
zeigt und sagt, den Apfel solle der haben, der zuerst am
nächsten Brunnen ankomme, dann hat jeder von euch das
Interesse, daß er zuerst den Brunnen erreicht. Da seht ihr