Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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Ob Markgraf Albrecht wirklich gefangen genommen worden 
ist und ob er sich seine Freiheit, wie man sagt, durch ein reiches Geld- 
geschenk erkauft hat, läßt sich mit voller Gewißheit nicht behaupten. 
Die zurückkehrenden Truppen trafen ihren tapferen Anführer in 
seinem Zelte auf dem Schmerzenslager liegen. Zur Auhheiterung des 
schwer Verwundeten brachte man ihm die erbeuteten Fahnen. Als 
man ihm vermeldete, daß die Zahl der Gefangenen sehr groß sei, 
befahl er, „ihrer zu schonen und sie gut zu verpflegen.“ „Anfangs, 
da der Kurfürst noch frisch redete“, hatten die Wundärzte Hoffnung 
auf baldige Genesung. Doch bald stellten sich die heftigsten Schmerzen 
ein. Der Kranke ließ sich bald aus dem Bette auf einen Zeltsessel, 
bald wieder auf das Lager zurückbringen; nichts wollte die Qual 
lindern. Nur kurze Zeit hatte er selbst einige Hoffnung, dann aber 
wünschte er zu sterben und bat, daß die Umstehenden es vernahmen, 
„der liebe Gott wolle ihn selig hinnehmen und nicht länger verziehen.“ 
Nachdem der Kurfürst das heilige Abendmahl genossen, ließ er 
sein Testament niederschreiben. In demselben bat er seinen Bruder 
und Nachfolger August, er möge sich des Landes und der armen 
Leute treulich annehmen, er möge seinen Dienern eine reiche Unter- 
stützung auszahlen und solle seine Sorge auch auf Moritzens Witwe 
und seine Tochter erstrecken. „Das Ringlein“, sprach der Sterbende, 
„das Wir an der Hand tragen, soll August Unserer lieben Gemahlin 
wieder zustellen und soll ihr sagen, daß Wir sie freundlich gesegnen 
lassen in tröstlicher Hoffnung, daß Wir mit der Zeit nach Gottes 
gnädiger Verleihung in jener Welt wieder einander sehen wollen.“ 
Obgleich Moritzens Schwäche zusehends wuchs, so vermochte er doch 
sein Testament mit fester Hand zu unterschreiben. 
Am Morgen des 11. Juli, als die Sonne im Osten emporstieg, 
ließ sich der Verwundete aus dem Bette heben und auf seinen Sessel 
tragen. Nach einiger Zeit verlangte er wieder zu liegen, er faltete 
seine Hände, hob sie zum Himmel empor und sprach mit matter Stimme: 
„Allmächtiger Gott, ich bitte Dich, Du wollest mir um Christi willen 
alle Sünden, die ich wider Dich oder die Menschen gethan, vergeben 
und verzeihen; ich vergebe allen meinen Feinden von Grund meines 
Herzens.“ Jetzt brachte man ihn wieder ins Bett. „Gott wird kom- 
men“, war Moritzens letztes Wort hienieden. Er kam und zwar 
noch schneller, als die Umstehenden es ahnten; denn während man 
noch beschäftigt war, die Bettdecke über den Kurfürsten auszubreiten, 
verschied er. Dies geschah den 11. Juli 1553 kurz nach 8 Uhr morgens. 
Moritz war in der Blüte seiner Jahre dahingerafft worden, 
denn er hatte sein Leben nur auf 32 Jahre und einige Monate ge- 
bracht. Zählte er auch der Jahre wenige, so war doch sein Leben 
außerordentlich thatenreich. Als Feldherr und als Fürst hatte er sich 
einen Platz in den ersten Reihen der deutschen Regenten gesichert.
	        
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