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dessen tosende Fluten die Länder überschwemmen, drangen Wallen-
steins Truppen nach dem Norden vor. An Widerstand war nicht
zu denken. Der dänische König zog sich auf seine Inseln zurück, und
die Herzöge von Mecklenburg mußten sogar ihre Länder dem sieg-
gekrönten Wallenstein überlassen, welchen der Kaiser zum Reichs-
fürsten erhoben hatte. Der neue katholische Fürst sollte nicht blos
Norddeutschland im Zaume halten, sondern auch mit dahin wirken,
daß dieser Theil Deutschlands für den katholischen Glauben wieder
gewonnen würde. Ueberdies verband der Kaiser mit dieser Ernennung
noch den Plan, eine Seemacht auf der Ost= und Nordsee zu begründen
und sich allmählich des Handels auf diesen Meeren zu bemächtigen,
weshalb er auch dem neuen Reichsfürsten den Titel beilegte: „Admiral
der Nord= und Ostsee“.
Der neue Herzog von Mecklenburg hielt den Besitz seines Landes
so lange nicht gesichert, als er noch mit Dänemark in Feindschaft lebte.
Er bewog deshalb den Kaiser, mit Christian Frieden zu schließen.
Im Jahre 162)9 kam derselbe auch in Lübeck zu Stande und war
zur allgemeinen Verwunderung Deutschlands für Dänemark höchst
günstig.
Abermals stand der Kaiser als Sieger da. Glück ist aber sehr
oft die Mutter des Uebermuthes, und Uebermuth führt zum Fall.
Dies sollte auch Kaiser Ferdinand erfahren. Nach dem Lübecker
Frieden trat er nämlich mit einer Forderung hervor, welche den
Evangelischen den Todesstoß versetzen sollte. Er verlangte nämlich,
daß die Evangelischen alle seit dem Passauer Vertrage 1552
eingezogenen geistlichen Güter, also die Stiftungen,
Klöster und Kirchengüter wieder zurückgeben, oder resti-
tuiren sollten, welcher Erlaß das Restitutionsedikt genannt wird.
Was war nun zu thun? Sollte man gehorchen oder sollte man Wider-
stand leisten? Um sich für letzteres zu entscheiden, dazu waren jetzt
die evangelischen Fürsten zu schwach und es riethen deshalb schon
einige zum Nachgeben. Mit Freuden bemerkte dies der Kaiser und
da er hoffte, daß sich endlich alle Fürsten seinem Gebote willig unter-
werfen würden, verschob er die Vollziehung des Edikts auf ein Jahr.
Der kluge Kaiser hatte sich verrechnet. Ist die Noth am größten, ist
die Hilfe am nächsten. Ehe die Frist abgelaufen war, hatte sich
Großes zugetragen.
Zunächst lockerte das Restitutionsedikt das Freundschaftsver-
hältniß, welches bis jetzt noch zwischen unserm Kurfürsten und dem
Kaiser bestand. Da diesem alles daran lag, den Kurfürsten beim
Guten zu erhalten, so hatte er ausdrücklich erklärt, daß Sachsen von
den Bestimmungen des Edikts zu verschonen sei; indes sah der Kur-
fürst recht gut ein, daß dieser Zusage für die Dauer nicht zu trauen
sei. Hatte der Kaiser, dieser Zögling der Jesuiten, bis jetzt keins