Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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und unwiderruflich ab; außerdem überläßt er dem Kurfürsten noch 
verschiedene Aemter, z. B. Jüterbogk, Dahme 2c.; das Restitutionsedikt 
wird aufgehoben. Dagegen verpflichtet sich der Kurfürst, die Schweden 
zu bewegen, daß sie gegen eine Kriegsentschädigung von 2⅛ Million 
Thaler das deutsche Reich verlassen und wenn ihm dieses nicht gelingen 
sollte, seine Truppen mit gegen die Schweden ins Feld zu stellen. 
Sachsen hatte durch diesen Friedensschluß — die Aemter Jüter- 
bogk 2c. nicht mitgerechnet — einen Zuwachs von 175 Quadratmeilen 
und von ½ Million Einwohnern erhalten; allein dieser Friede erregte 
in Deutschland das größte Aufsehen und bei den Schweden die höchste 
Erbitterung. Derselbe Fürst, sagten sie, der uns eine zweimalige 
Rettung seiner Länder zu verdanken hat (bei Breitenfeld und Lützen), 
wobei unser König als Opfer gefallen, kehrt nun die Waffen gegen uns. 
Diesen Schritt des Kurfürsten hat man hart getadelt; man hat 
ihn wankelmüthig, undankbar und einen Verräther an den Schweden 
und an der evangelischen Kirche genannt. So viel ist allerdings wahr, 
Johann Georg I. war durchaus nicht der entschiedene Charakter, 
wie z. B. Kurfürst Moritz. Hätte im dreißigjährigen Kriege ein 
zweiter Moritz den Kurhut getragen — es würde alles eine andere 
Wendung genommen haben. Johann Georg ließ sich, wie wir 
oben gesehen, zu sehr von seiner Umgebung, namentlich von seinem 
Beichtvater, leiten und die blinde Anhänglichkeit an das österreichische 
Kaiserhaus, sowie sein unversöhnlicher Haß gegen die Reformirten 
äußerten einen großen Einfluß auf seine Entschließungen. Aber ein 
Verräther an der evangelischen Kirche war er nicht. Stand er dem 
Kaiser 1620 bei, so ließ er sich von dessen Versprechungen täuschen, 
und 1635 schloß er nur mit unter der Bedingung Frieden, daß das 
Restitutionsedikt aufgehoben würde. 
Ist man auch weit entfernt, Undankbarkeit entschuldigen zu wollen, 
so muß man doch zugestehen, daß es sich auch mit dieser Anklage 
gegen unsern Kurfürsten etwas anders verhielt. Georg sehnte sich 
von ganzem Herzen nach Frieden. Ihm waren die Verheerungen 
des Krieges ein Greuel und namentlich war es ihm zuwider, daß die 
Schweden nach dem Tode ihres Königs in Deutschland wie Herren 
des Landes verfuhren. Da sich diese endlich gar mit den Franzosen 
verbanden und Deutschlands Angelegenheiten von zwei fremden Nationen 
geleitet wurden, so steigerte sich seine Abneigung gegen diesen Zustand 
noch mehr. Durch den Friedensschluß mit dem Kaiser hoffte er, nicht 
blos die übrigen Fürsten Deutschlands, sondern auch die Schweden 
zum Frieden zu bestimmen, und da sich diese hierzu durch sein Beispiel 
nicht bewegen lassen wollten, trat er mit Oxenstierna wiederholt 
in Unterhandlungen und bot ihm bedeutende Kriegsentschädigungen 
an. In Zeiten großer Ereignisse läßt sich nun freilich mit Unter- 
handlungen selten viel ausrichten, da sind Thaten ohne Wanken
	        
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