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im Sinne seines Vaters fort. Der größte Feldherr der Evangelischen
nach Gustav Adolph, Herzog Bernhard von Weimar, hatte
ebenfalls sein thatenreiches Leben im Tode geschlossen, und Banners
blutiger Hand entsank im Jahre 1641 gleichfalls der Feldherrnstab.
So trat ein Feldherr nach dem andern ab.
Nach Banners Tode durchbrach der Geist der Zügellosigkeit
alle Schranken; die Heere verminderten sich und nirgends zeigte sich
mehr ein Plan bei den Unternehmungen. Da stellten die Schweden
den Grafen von Torstenson an die Spitze ihres Heeres, welcher
sich unter Gustav Adolph auf treffliche Weise zum Feldherrn aus-
gebildet hatte. Unglaublich ist die Schnelligkeit, mit welcher er sein
Heer bald da-, bald dorthin führte und gerade durch diese flügelschnelle
Geschwindigkeit seiner Heereszüge wurde er der Schrecken seiner Feinde.
Im Jahre 1642 stand dieser Feldherr mit seinem Heere un-
erwartet vor Leipzigs Thoren, welche Stadt seit zehn Jahren keinen
Feind vor ihren Mauern gesehen hatte. Leipzigs Schätze sollten das
von Mitteln entblößte Heer bereichern. Da kamen die Oesterreicher
unter dem Erzherzoge Leopold und dem Feldherrn Piccolomini
zu Hilfe. Torstenson zog sich nach Breitenfeld zurück und am
2. November 1642 standen die beiden Heere einander auf demselben
Wahlplatze gegenüber, wo Gustav Adolph 11 Jahre früher die
Uebermacht der Katholiken zum ersten Male gebrochen hatte. Welche
Gefühle mochten Torstenson und die alten Krieger erfüllen! Hier
besiegt zu werden, galt ihnen für doppelte Schmach. Ohne die Auf-
stellung des Feindes abzuwarten, stürzten die Schweden in wildem
Ungestüm auf die Oesterreicher und streckten nieder, was sich nicht
durch die Flucht entzog. Sechsundvierzig Kanonen, das Silbergeräthe
des Erzherzogs und die ganzen Kriegsvorräthe der Oesterreicher
wurden eine Beute der Schweden. Breitenfelds Fluren wurden zum
zweiten Male Zeuge ihres Siegesruhmes. 5000 Oesterreicher und
3000 Schweden lagen auf dem Kampfplatze und über 3000 wurden
überdies noch von den Siegern zu Gefangenen gemacht.
Der thatendurstige Feldherr hatte in Leipzig keine Ruhe. Trotz
der strengen Kälte brach er von hier auf, um den Feind in Böhmen
aufzusuchen, und wollte zugleich auf diesem Zuge Freiberg erstürmen.
Am 27. Dezember rückten 800 Schweden heran und zwei Tage
später sah Freiberg die ganze schwedische Armee vor seinen Mauern.
Torstenson hielt einen Widerstand für unmöglich und ließ den
Kommandanten auffordern, da sich die Stadt doch nicht halten könne,
ihm die Thore zu öffnen. Doa zeigte sich's denn recht, was Muth,
Ausdauer und Entschlossenheit, gepaart mit wahrem Gottvertrauen,
vermögen. Soldaten zählte die Stadt nur 290. Da mußten die
Bürger, von denen ungefähr 4000 waffenfähig waren, und die Berg-
leute die Hauptvertheidigung übernehmen. Zum Glück war der Kom-