Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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nach Dresden vor und bedrohten somit die Residenz des Kurfürsten. 
Da sollte Meißen als Schutzmauer dienen und einen Damm gegen 
das Vordringen der Schweden bilden; aber diese Schutzmauer fiel in 
des Feindes Hände. Das machte den Kurfürsten zittern und es wurden 
sogleich Unterhandlungen mit dem Sieger eingeleitet. In der Pfarre 
zu Kötzschenbroda kamen die Abgeordneten beider Theile zusammen, 
und nach wenig Tagen war ein für das unglückliche Sachsen höchst 
wichtiges Werk, der Waffenstillstand zwischen den Schweden und 
Sachsen, zu Ende geführt. Hier war nämlich festgesetzt worden: 
1. daß in den nächsten 6 Monaten alle Feindseligkeiten zwischen den 
Schweden und Sachsen ruhen, 2. daß Sachsen an die Schweden, welche 
Leipzig besetzt halten würden, monatlich 11 000 Thlr. (33 000 M.) 
zahlen, Lebensmittel für die Soldaten und das nöthige Heu und 
Stroh für die Pferde liefern, und daß 3. den Schweden der Durchzug 
durch Sachsen gestattet werden sollte. Nach Verlauf der 6 Monate 
wurde dieser Waffenstillstand bis zum Friedensschluß verlängert und 
jene 11 000 Thaler um 3.000 Thaler monatlich verringert. 
Nun hatte unser Sachsen vor den Schweden Ruhe; von Oester- 
reich brauchte man nichts zu fürchten, da das Heer fast ganz auf- 
gerieben war und der Kaiser von den Schweden so in die Enge ge- 
trieben wurde, daß dieser selbst nicht mehr wußte, wo aus, wo ein. 
Allgemein sehnte man sich nach Ruhe und Frieden. 
Letzterer kam endlich auch zu Stande. Am 24. Oktober 1618 
wurde der Friede zu Münster, nachdem man auch in Osnabrück 
die Unterhandlungen mit den Schweden glücklich zu Ende geführt 
hatte, unterzeichnet. Abends zwischen 8 und 9 Uhr verkündeten 
210 Kanonenschüsse den Bewohnern der Stadt die Vollendung des 
großen Werkes. Am folgenden Tage, es war an einem Sonntage, 
wallfahrtete man in das Haus des Herrn, um in inbrünstigen 
Gebeten Gottes Segen zu der vollendeten Arbeit zu erflehen und in 
lauten Jubelliedern seine Huld zu preisen, daß die Friedenspalme 
wieder in Deutschlands Ländern wehe. Deutschland hatte freilich in 
diesem Frieden den schönen Elsaß an Frankreich und den größten 
Theil von Pommern, ferner Bremen, Verden und Wismar an 
Schweden abtreten müssen, welche Ländertheile Deutschland später 
wieder erhielt. 
Was hatten denn aber die Evangelischen in Deutschland errungen? 
Diesen sowohl, als auch den evangelischen Bewohnern Hollands und 
der Schweiz wurde volle Religionsfreiheit zugestanden; leider blieben 
hiervon die evangelischen Bewohner Böhmens ausgeschlossen und sie 
sollten auch fernerhin unter dem alten Gewissenszwange schmachten. 
Um diesem nach dem Friedensschlusse zu entgehen, griffen viele nach 
dem Wanderstabe, verließen mit blutendem Herzen das Land ihrer 
Bäter und siedelten sich in dem benachbarten Sachsen an. Anderer-
	        
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