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Von da nach Holstein zurückgekehrt, vereinigte sich Flemming
mit einer andern Gesellschaft, die an den Schah oder König von
Persien abging. Gefahren aller Art, namentlich auch ein Schiffbruch,
gingen glücklich an ihm vorüber und er erfuhr es an sich selbst, wie
wahr es sei, wenn er in jenem, auf seiner Reise gedichteten Liede
sang: „Es gehe, wie es gehe, dein Vater in der Höhe weiß ja zu
allen Sachen Rath.“ Auch von dieser Reise glücklich zurückgekehrt,
wollte sich Paul Flemming in Hamburg als Arzt niederlassen, indes
es kam unerwartet ganz anders. Noch nicht ganz 31 Jahre alt,
starb der Dichter und Arzt plötzlich im Jahre 1640.
Zu derselben Zeit lebte der Dichter eines andern Liedes, das
eine Zuversicht zu Jesu Christo athmet, welche dem Herzen die
Seligkeit schon hienieden ahnen läßt, die denen dort bereitet ist, welche
ihm treu bleiben bis zum Tode. Das ist das Lied: „Meinen Jesum
laß ich nicht, weil er sich für mich gegeben 2c.“ „Meinen Jesum laß
ich nicht!“ — dies war das letzte Wort, welches Johann Georg I.
auf seinem Sterbebette stammelte, und dieses Wort war dem Rector
M. Christian Keymann in Zittau (f 1662) die nächste Veranlassung,
jenes erbauliche Lied zu dichten.
Gleichzeitig lebte in Zittau ein berühmter Organist, Andreas
Hammerschmidt (1 1675), welcher zu diesem Liede die bekannte, in
Kirchen, Schulen und Häusern schon unendlichmal gesungene Melodie
componirte.
Wenig Tage nach dem Tode Johann Georg II. starb der sächsische
Oberhofprediger Dr. Martin Geyer, von welchem in unserm Gesang-
buche ein Lied aufbewahrt ist, das schon manchem Christen als Gebet
um Kraft zur Besserung gedient hat. Es ist dies das Lied: „Herr,
auf dich will ich fest hoffen 2c.“ — Außerdem lebten in jenem Jahr-
hunderte die Dichter eines bekannten Morgen= und eines Abendliedes.
Der eine hieß Johann Mühlmann, welcher 1613 als Professor in
Leipzig starb. Von ihm haben wir das bekannte Morgenlied: „Dank
sei Gott in der Höhe 2c.“ Der andere Dichter war Dr. Herzog und
starb 1699 in Dresden als Rathsmitglied. Ihm verdanken wir das
Lied: „Nun sich der Tag geendet hat 2c.“ —
(* -In den Jahren von 1686“) bis 1691 wirkte in Dresden der
Oberhofprediger Dr. Jacob Spener, von dem einige segensreiche
Einrichtungen in der evangelischen Kirche herrühren. Im Sommer=
halbjahre wird Sonntags nachmittags von dem Geistlichen in der
Kirche ein Katechismuseramen mit der Schuljugend und mit den
jungen, unverheirateten Leuten gehalten. Dr. Spener machte hiermit
den Anfang und nach und nach fand diese Einrichtung weitere Ver-
*7) Nicht 1684, wie man oft fälschlich findet.