Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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Errichtung einer Hauptburg, die von nun an den Mittelpunkt des 
neuen Landes bilden sollte, für sehr geeignet. Unter den Axtschlägen 
der Deutschen stürzten die alten Bäume nieder und in kurzer Zeit 
erhob sich an ihrer Stelle eine gewaltige Burg, welche drohend in die 
Fluten des Hauptstromes und in die Ebenen der Lommatzscher Gegend 
und nach der Röder zu dahin starrte. Da am westlichen Fuße des 
Berges das Flüßchen Meissa in die Elbe mündet, so nannte man 
die Burg mit ihren Ringmauern Meißen. 
Damals hießen diejenigen Länderstriche, welche an der Grenze 
eines Reiches lagen, Mark oder Markung, und diejenigen Befehls— 
haber, welche diese Grenzgegenden zu bewachen hatten, führten den 
Titel Markgraf. Solch einem Befehlshaber oder Markgrafen 
übertrug der König Heinrich die Bewachung des den Sorben-Wenden 
abgenommenen Landes, und weil dieser seinen Wohnsitz in Meißen 
aufschlug, so erhielt das ganze Grenzland, das wir bis jetzt unter 
dem Namen Sorabia kennen gelernt haben, den Namen Mark— 
grafschaft Meißen. Solches trug sich im Jahre 928 zu, ein Jahr, 
welches für die Geschichte unsers Vaterlandes von außerordentlicher 
Wichtigkeit geworden ist.) 
In der neuen Grasschaft Meißen traten in kurzer Zeit die 
wichtigsten Veränderungen ein. Zunächst wanderten bald aus 
dieser, bald aus jener Gegend Deutsche ein und ließen sich in dem 
neuen deutschen Lande nieder. Nur selten noch hörte man wendisch 
sprechen. Die deutsche Sprache erhielt die Oberhand und wurde 
Landessprache. Ebenso trat an die Stelle des Heidenthums 
die christliche Religion. Die heidnischen Altäre der Sorben-Wenden 
wurden zerstört und christliche Kirchen erhoben sich an ihrer Stelle. 
In Meißen steht heutigen Tages noch eine Kirche, welche in jener, 
nun längst vergangenen Zeit aus pirnaischem Sandsteine erbaut wurde. 
Es ist dies die prächtige Domkirche, zu welcher König Heinrich (9337) 
in eigener Person den Grundstein gelegt haben soll. Höchst merk- 
würdig ist der schon erwähnte „höckerige“ Thurm dieser Kirche. Wer 
ihn besteigt, möchte fast denken, ein heftiger Sturm könne ihn zu- 
sammenwerfen wie ein Kartenhaus, und dennoch hat er dem Regen, 
Schnee, Sturm und Gewitter fast 1000 Jahre widerstanden. 
Außerdem legten die eingewanderten Deutschen den Grund zu 
vielen neuen Dörfern und Städten. Meistentheils endigen sich die 
von den Deutschen gegründeten Ortschaften auf bach, berg, brunn, 
dorf, grün, hain, holz, kirch, stein, wald 2c., während die von den 
Sorben-Wenden erbauten Oerter an den Endungen au (aw), a, en, 
*) Hofrath Ebert, ein gründlicher Kenner der sächsischen Geschichte, wies 
nach, daß das Jahr 932 das wahre Begründungsjahr der Stadt Meißen 
und unsers ganzen vaterländischen Staates sei.
	        
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