Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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diesmal ihre alte Tapferkeit nicht und wichen eher, als es die Noth— 
wendigkeit gebot, weshalb im August desselben Jahres in Dresden 
ein furchtbares Gericht über sie verhängt werden sollte. Diejenigen 
Kompagnien, welche die Flucht ergriffen hatten, sollten um ihr Leben 
loosen und es sollte jedesmal der zehnte Mann aufgehängt werden. 
Zum Glück für die bedauernswerthen Schlachtopfer wurde dieses 
harte Erkenntniß gemildert. Nur drei Mann wurden enthauptet und 
neun gehängt. 
Der Ausgang der Schlacht bei Fraustadt gab dem nordischen 
Kriege eine ganz neue Wendung. Bis jetzt hatte Sachsen zwar Geld 
und Truppen nach Polen gesendet, aber den Feind selbst hatte es auf 
seinen Fluren nicht gesehen. Auf einmal sollte sich zu jener Last 
noch eine zweite gesellen. Im August 1706 verbreitete sich in unserm 
Vaterlande die Schreckenskunde, daß sich Karl mit seiner Heeresmacht 
den Grenzen desselben nähere. Da Sachsen von Truppen ganz ent- 
blößt war, so war an einen Widerstand nicht zu denken. Es blieb 
den geängstigten Bewohnern nichts weiter übrig, als die Flucht. 
Aber wohin? Viele Dresdner wählten das Ausland, namentlich wurden 
Magdeburg und Altenburg als schützende Zufluchtsstätte ausersehen. 
Im September 1706 rückte Karl XlI. durch Schlesien in 
die Lausitz ein. Die meisten Ortschaften waren wie ausgestorben. 
Wie ein Schreckensbild stand den geängstigten Sachsen die Erinnerung 
an das furchtbare Auftreten der Schweden im dreißigjährigen Kriege 
vor der Seele; doch bald sollten die geängstigten Gemüther wieder Be- 
ruhigung fassen. Der gefürchtete Schwedenkönig versprach den Sachsen 
Schutz und Sicherheit, sobald sie sich ruhig verhielten und — nun 
kam freilich der hinkende Bote — die nöthig werdenden Kriegskosten 
pünktlich zahlen würden. Karl zog mit seinem Heere über Bautzen, 
Radeberg nach Meißen, wo er die Brücke überschritt und seine Richtung 
nach der Leipziger Gegend zu einschlug. Um die bevorstehende 
Michaelismesse in Leipzig nicht zu stören, ertheilte er dieser Stadt 
einen Schutzbrief, zog alsdann über Grimma und Naunhof nach 
Altranstädt, wo er sein Hauptquartier aufschlug. So sah sich 
Sachsen auf einmal um des lieben Polens willen von einem Feinde 
heimgesucht, der die Einwohner zwar nicht quälte und marterte, aber 
der sein Heer ganz ruhig von ihrem im Schweiße erworbenen Gelde 
erhalten ließ. 
Was sollte nun weiter geschehen? In dieser verhängnißvollen 
Lage blieb nur Eins übrig, und zwar Friedensschluß mit dem glück- 
lichen Sieger. Friedrich August befand sich zu dieser verhängnißvollen 
Zeit noch in Polen. Unverzüglich wurden zwei Bevollmächtigte an 
den schwedischen König abgeschickt, um mit demselben über den Frieden 
zu unterhandeln. Im November (den 14.) kam derselbe unter Be- 
dingungen zu Stande, von denen manche für unsern Kurfürsten hart
	        
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