Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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nehmer nicht fehlen; manche versahen sich mit Vorräthen von Citronen 
und Orangen und warfen sie den Zuschauern in die offenen Fenster. 
Diesen Aufzügen schlossen sich Festlichkeiten aller Art an. Man ver— 
anstaltete auf dem Schloßhofe Schweinehetzen und Fuchsprellen, wobei 
oft über 200 dieser Thiere ihren Tod fanden; ferner Thierkämpfe, bei 
denen Löwen, Tiger, Leoparden, Auerochsen, Wölfe, wilde Pferde, 
indianische Katzen auftraten. Ebenso wurden glanzvolle Jahrmärkte ge- 
halten, bei welchen die hohen Herrschaften die Stelle der Verkäufer und 
Verkäuferinnen übernahmen. Den Bauernaufzug schloß meistentheils 
eine Bauernwirthschaft, wobei der Kurfürst die Rolle eines Kellners 
versah und seine vornehmen Gäste in eigener Person bewirthete. 
Das Prachtvollste, was je gesehen worden ist, ward 1719 bei 
der Vermählung des Kurprinzen mit der kaiserlichen Prinzessin 
Marie Josephe von Oesterreich veranstaltet. „Die Prinzessin Braut 
kam von Pirna auf einem ihr entgegengeschickten Prachtschiffe, dessen 
Vergoldung allein 18 000 M. kostete, welches 100 vergoldete Gon- 
deln und 15 holländische Bachten umgaben. Alle Matrosen waren in 
Atlas gekleidet und trugen weißseidene Strümpfe. Kurfürst Friedrich 
August, mit Edelsteinen im Werthe von 6 Millionen Mark bedeckt, 
empfing in der Nähe der Stadt seine Schwiegertochter, wobei ihn 
1909 Adelige und Hofbediente umgaben. In dem Zuge sah man 
unter anderem 106 sechsspännige Staatswagen, 286 Handpferde, 
52 Maulthiere, 25 Mohren in weißem Atlas mit scharlachnen Talaren, 
44 Generale 2c. Der Bräutigam erschien zu Pferde in Purpur ge- 
kleidet, mit reichem Diamantschmuck. 330 Kanonenschüsse brachten 
den Bewillkommnungsgruß.“ Was ließe sich nicht noch alles sagen 
über die Festlichkeiten, welche sich diesem Einzuge anschlossen: über 
die glanzvollen Opern, Bälle, Ringelrennen, Turniere zu Roß und 
Fuß, über ein Türkenfest, wobei 350 Janitscharen aufwarteten, 
über einen Jahrmarkt, bei dem die Käufer und Verkäufer in Masken, 
die verschiedenen Völkerstämme Europas darstellend, erschienen, über 
einen der großartigsten Götteraufzüge, vor allem aber über das „be- 
rühmte bergmännische Fest im Plauenschen Grunde, wo unter anderen 
ein Tempel neben zwei feuerspeienden Bergen gebaut war, aus 
welchen 2000 Bergleute mit Grubengeschenken für das junge Ehe- 
paar hervorkamen.“ Dies alles übergehen wir. Der Glanz und 
Schimmer jener Tage ist längst verblichen und ihre Theilnehmer sind 
Asche und Staub. — König Johann verschaffte bei dem Einzuge 
seiner beiden Schwiegertöchter, der jetzigen Königin und der Prinzessin 
Georg, den Armen durch eine reiche Spende einen fröhlichen Tag, 
fühlte sich glücklich durch den herzlichen Empfang, welcher den hohen 
Bräuten durch die Bevölkerung bereitet wurde und begnügte sich mit 
Veranstaltung einiger Festlichkeiten, die vielleicht nicht den tausendsten 
Theil jener Summen in Anspruch nahmen.
	        
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