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84. Der zweite schlesische Krieg, 1744 und 1745.
a) Sachsen im Gunde Oesterreichs. — Die Schlacht bei Striegau und
Hohenfriedberg.
Gegen Ende des ersten schlesischen Krieges hatte sich Sachsen
im Stillen Oesterreich zugeneigt. Im Jahre 1743 trat es offen auf
seine Seite, indem unser Kurfürst mit Maria Theresia einen Vertrag
schloß und ihr zur Zeit der Noth 20 O00 Mann Hilfstruppen zu-
sicherte. Diese Wendung der Dinge merkte Friedrich II. mit großem
Mißvergnügen, besonders sah er nicht ohne Besorgniß auf das von
ihm kaum eroberte Schlesien. Durch schnelles Handeln — Friedrichs
Grundsatz — hoffte er auch diesmal die ihm drohende Gefahr ab-
zuwenden, und so brach er 1744 mit 100 000 Mann in Böhmen
ein und eroberte Prag. Sofort stellte unser Kurfürst die zugesagten
Truppen ins Feld, welche sich mit dem österreichischen Hauptheere
vereinigten. Friedrich mußte der Uebermacht weichen und sich mit
vielen Verlusten nach Schlesien zurückziehen.
Sachsen ging jetzt einen Schritt weiter. Es trat nun dem
Bündnisse gegen Preußen bei, während es bis jetzt Oesterreich in
Zeit der Gefahr nur seinen Schutz zugesagt hatte. Friedrichs Lage
wurde immer mißlicher, und jetzt nicht zu verzagen, war nur einer
starken Seele, wie der seinigen, möglich. Beim Blick auf sein Heer,
auf seine Feldherren und auf seine eigene Einsicht, die er sich bereits
auf dem Schlachtfelde erworben, wurde sein Muth von neuem belebt.
Wie sehr er desselben bedurfte, sollte sich sehr bald zeigen. Südlich
von Liegnitz und südwestlich von Breslau liegen die Städte Striegau
und Hohenfriedberg. Bis hierher war das sächsisch-österreichische
Heer vorgedrungen, ebenso war Oberschlesien für Preußen so gut wie
verloren, und Maria Theresia erklärte sogar öffentlich, König
Friedrich II. hätte den Frieden von Breslau gebrochen (1742) und
sei deshalb Schlesiens wieder verlustig.
Am 4. Juni 1745 sollten die Waffen entscheiden, ob diese Er-
klärung in Kraft treten würde. Friedrich ordnete sein Hcer und leitete
an dem genannten Tage zwischen den zwei Städten eine Schlacht ein.
Der österreichische Feldherr (Prinz Karl von Lothringen), auf einen
so schnellen Angriff nicht gehörig vorbereitet, war gleich beim Beginn
der Schlacht im Nachtheil. Die Gegenwehr der unvorbereiteten
Oesterreicher war eine verzweiflungsvolle; auch hier zeichneten sich
bei Czaslau von den Preußen trennen müssen und sich an derselben gar
nicht mit betheiligen dürfen. Dies hatte Brühl nicht blos aus eigener Macht-
vollkommenheit angeordnet, sondern auch dem Fürsten verschwiegen, so daß
dieser glaubte, seine Truppen hätten jenen Sieg mit erringen been. Dieses
schamlose Vorgehen hätte Brühl mit Verlust seines Kopfes büßen sollen.