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und sie lebendig begraben werde, oder die Verzweiflung trieb sie auf die
Straßen, wo zerplatzende Bomben, zusammenstürzende Dächer, Giebel und
Mauern, brennende Balken, Rauch und Flammen Tod verbreiteten. Wo
ein Rauch aufstieg, dahin sandten die Preußen einen Regen von Bomben,
Feuerkugeln und Haubitzen, wodurch die Feuersbrunst unterhalten und ver—
größert wurde. Die Einwohner strömten in Scharen über die Brücke nach
Neustadt; die Menschen lagen hier bis unter die Dächer, jedes Kämmerchen,
jeder Winkel war mit zitternden Männern, Frauen und Kindern erfüllt.
Der Kommandant ließ endlich anschlagen, daß die Wege nach Stolpen, Pirna
und Bautzen sicher und von allen Streifereien gereinigt seien, daher sich jeder
unbesorgt dorthin wenden könne. Es begann eine allgemeine Flucht in die
Weinberge und die nahe gelegenen Orte. Die Landstraßen wimmelten von
Menschen; Greise und Matronen, von Alter und Schwachheit zu Boden gedrückt,
krochen an ihren Stäben fort, oder lehnten sich auf den Arm ihrer Söhne
und Töchter; Mütter wanderten zu Fuß mit ihren Säuglingen und seufzten
zum Himmel. Erwachsene Kinder weinten, kleine schrieen; viele dieser Flücht-
linge fanden Linderung im Gebet. Einer tröstete den andern. Da es an
Pferden mangelte, schleppte man die geretteten Habseligkeiten auf dem Rücken
fort. Man sah Frauenzimmer von zarter Leibesbeschaffenheit wie Lastthiere
bepackt. Die Schwächlichen und Kranken wurden auf Schubkarren gefahren.
Die Weinberge, das ganze obere rechte Elbufer waren mit Unglücklichen
gefüllt, die dem bittersten Mangel preisgegeben waren.“
Am folgenden Tage — es war der 20. Juli — wurde das
Bombardement fortgesetzt, und abends 8 Uhr wollte es den Anschein
gewinnen, als sei die ganze schöne Stadt dem Untergange geweiht.
Wie ein Hagelwetter fielen die Bomben nieder. Die Nacht wurde
durch das Feuermeer, das über der Stadt wogte, in hellen Tag ver-
wandelt. Jetzt züngelten auch die Feuerflammen an dem Thurme der
Annenkirche empor. Wie eine leuchtende Pyramide ragte der brennende
Thurm in die Nacht hinaus. Thurm, Kirche, Pfarr= und Schulhaus
wurde ein Raub der alles vernichtenden Flammen. Am 21. wurde
der Zerstörung Einhalt gethan. Nachts halb 12 Uhr fiel die letzte
preußische Bombe in der Stadt nieder. Der Feind gab die Be-
lagerung auf.
Welch ein Bild bot die zerstörte Stadt! Es lagen 416 Häuser,
unter ihnen 5 Kirchen, in Asche, während 115 Häuser, unter ihnen
die böhmische Kirche, fast ganz zerschossen waren. Tausende hatten
fast nichts weiter, als ihre Kleidungsstücke auf dem Leibe gerettet,
und 49 Bewohner fanden ihren Tod. Der schöne große Garten war
gänzlich verwüstet, seine prachtvollen Baumreihen waren niedergehauen
und viele der kunstvollen Statuen zerschlagen. Bei dem Arblicke
solch einer Verheerung seufzten viele mit Jeremias: „Wie liegt die
Stadt so wüste, die voll Volks war! Ist das die Stadt, von welcher
man sagt, sie sei die allerschönste, der sich das ganze Land freuet?“
Die innige Theilnahme, welche Dresdens Schicksal überall
erregte und die reichlichen Unterstützungen, welche selbst aus weiter
Ferne den Unglücklichen zuflossen, gewährten wenigstens augenblicklich
einige Erleichterung.