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wieder verdunkeln. Kaiser Peter wurde ermordet und seine Gemahlin
und Nachfolgerin Katharina zog die Truppen wieder zurück.
Tausendfroh war der aufs neue bedrängte König, daß Kaiserin
Katharina ihre Armee wenigstens nicht gegen ihn verwendete. Auf
diese Weise hatte Oesterreich einen mächtigen Bundesgenossen verloren,
und Friedrich zählte einen der gewaltigsten Gegner weniger.
Wie der Schmerz bei einer qualvollen Krankheit oft einige Zeit
aussetzt, nach kurzer Pause aber desto heftiger ausbricht, so erging es
Sachsen in den Jahren 1761 und 1762. Kaum waren die vom
Kriege geschlagenen Wunden im Jahre 1761 ein wenig verharscht, so
brachen sie im nächsten Jahre desto heftiger auf. Zunächst drückte
das Land eine furchtbare Theuerung. Im Juni, kurz vor der
Ernte, kostete das Hektoliter Roggenmehl die unerhörte Summe von
48 M. Bei ärmeren Leuten war an Fleischgenuß gar nicht zu denken,
denn 75 Pf. für ein Pfund (500 g) Rindfleisch zu erschwingen, war
eine Unmöglichkeit.
Außer dem Geldmangel gab es noch eine Geldnoth anderer Art,
die im Jahre 1762 eine unerhörte Höhe erreichte. Kurz nach Dresdens
Besetzung (1756) hatte Friedrich sogleich das kurfürstliche Münz-
amt in Beschlag genommen und das Ausprägen des Geldes seinen
Beamten übertragen. Zwar trugen die von ihnen geprägten
Münzen das sächsische Wappen und unsers Kurkfürsten Bildniß,
allein sie hatten einen weit geringeren Werth, als das übrige
sächsische Geld. Mit jedem Jahre nahm die Menge des gering-
haltigen Geldes sichtbar zu. Eine gänzliche Münzverwirrung aber
trat ein, als der preußische König die Münze zu Leipzig an zwei
Juden (Ephraim und Itzig) verpachtete. Um für seine Kriegs-
führungen Geld zu erpressen, legte er den Juden eine unerhört hohe
Pachtsumme auf, die er im Jahre 1762 sogar bis auf 21 Millionen
Mark steigerte. Diese Juden verfuhren gerade so wie die Zöllner im
neuen Testamente. Um die hohen Pachtsummen erschwingen zu können,
griffen diese und griffen jene zum Betrug. Die Leipziger Juden
prägten Geld aus, dessen Werth beinahe viermal geringer war, als
der Name der Münze angab.“') Leider trug auch dieses Geld das
sächsische Wappen und das Bildniß unsers Kurfürsten.
In verschiedenen Gegenden unsers Vaterlandes dröhnte in diesem
Jahre wiederum Kanonendonner. Prinz Heinrich versuchte nämlich,
die Oesterreicher mit ihren Verbündeten aus Sachsen zu vertreiben.
Es kam daher den 12. Mai (1762) bei Döbeln zu einem Kampfe,
in welchem Heinrich Sieger blieb. Auch die Gegend um Frauenstein
wurde den 27. September Zeuge eines blutigen Kampfes, der für die
Preußen einen unglücklichen Ausgang nahm. Im nächsten Monate
*) Das Verhältniß war wie 15:4.