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kehrte. Von den Stammschäfereien auf den kurfürstlichen Vorwerken,
zu denen noch Lohmen und Rennersdorf gekommen waren, verpflanzte
man die Merinos zunächst auf die kurfürstlichen Kammergüter und
dann auf die Ritter- und größeren Bauerngüter.
Da die Abwartung und Pflege des an sich schwächlichen Schafes
einer besonderen Sorgfalt und Kenntniß bedarf, so wurde sogar 1769
in Hohnstein eine besondere Schäferschule errichtet, wo jedesmal
sechs Burschen die Pflege der Schafzucht nach spanischer Art und Weise
erlernen konnten.
Im Laufe der Zeit hatte sich die veredelte Schafzucht fast über
das ganze Land verbreitet, und die sächsische Wolle errang sich durch
ihre Güte solch eine Berühmtheit, daß sie sogar der spanischen vor—
gezogen ward. Da man früher in unserer deutschen Sprache nur
zu gern fremde Wörter einschob, so gebrauchte man auch zur Be—
zeichnung der sächsischen veredelten Wolle ein lateinisches Wort und
nannte sie Electoral-Wolle (kurfürstliche [sächsische] Wolle). Von
Sachsen aus verbreitete sich die veredelte Schafzucht nach anderen
europäischen, sogar außereuropäischen Ländern. Nicht blos Preußen
und Rußland, sondern sogar Buenos-Ayres in Südamerika und
Van Diemensland im südlichen Australien ließen sich sächsische Schafe
schicken. Was aber das höchste Lob für das glückliche Gedeihen der
Schafzucht in Sachsen bleibt, ist die Thatsache, daß sich Spanien zur
Veredlung seiner Schafe sächsische Schafe kommen ließ.
Zwar nicht an Güte, wohl aber an Umfang ist die Schafzucht
in unserm Vaterlande bedeutend zurückgegangen. Früher hielt sich
jeder Rittergutsbesitzer und fast jeder große Bauer seine Herde Schafe,
so daß Sachsen im Verhältniß zu seiner Größe die meisten Schafe
in allen europäischen Ländern besaß. In Leipzig allein kamen oft
14 000 Centner Wolle auf den Markt, die eine Verkaufssumme von
4 Millionen Mark ergaben. Das jetzige Königreich Sachsen zählt
ungefähr 336 000 Schafe. Jetzt verursacht die Erhaltung der Schafe
einen weit größeren Aufwand, als früher. Bis vor ungefähr 35 Jahren
ließ man die Felder nach mehrjähriger Benutzung gewöhnlich ein Jahr
brach liegen und gewann dadurch Weideplätze für die Schafe. Außerdem
gab es früher größere Strecken unbebautes Land (Lehden), als jetzt,
die ebenfalls von den Schafen begangen wurden. In neuerer Zeit
wird der Feldbau mit weit größerer Sorgfalt betrieben und ist
in Folge dessen weit ausgiebiger. Brach läßt man die Felder nicht
mehr liegen, und Lehden schafft man, wenn irgend möglich, in trag-
bares Land um. Außerdem haben die Rittergutsbesitzer die Hut-
gerechtigkeit oder das Recht, ihre Schafe auf eines Andern Grund
und Boden weiden zu lassen, durch Ablösung verloren, und dieser,
sowie jener Umstand erschweren die Erhaltung der Schafe und machen
die weit kostspieligere Stallfütterung nothwendig.