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der Kurfürst in jenem Jahre den Thurm mit einem Blitzableiter,
dem ersten in Sachsen, versehen.
Obgleich sich diese Vorsichtsmaßregel im Jahre 1780 außer—
ordentlich bewährte, indem der Blitz, ohne zu schaden, an dem Ableiter
niederfuhr, so nahm ihre Verbreitung in Sachsen, sowie überall, doch
nur einen langsamen Fortgang. Zu den vielen Vorurtheilen, welche
dem Eingang der Blitzableiter hinderlich waren, gesellte sich auch ein
religiöses Bedenken. Man meinte, will uns Gott beschützen, dann
bedarf es keines Blitzableiters, und will er uns verderben, dann
schützt uns diese eiserne Stange auch nicht. Man will, entgegnete
man ferner, der Regierung Gottes Vorschriften machen, man will
seinen Fügungen eine Bahn vorschreiben und sich ihnen widersetzen.
Das sicherste Schutzmittel in Gefahr ist Vertrauen auf Gott.
Wer wollte zu der letzteren Wahrheit nicht Ja und Amen sagen.
Unser Vertrauen auf Gott ist aber nur dann rechter Art, wenn wir
uns in die Ordnung fügen, durch die er uns seine Hilfe zuführen
will. Durch Mittel schützen wir uns gegen Hunger, gegen Krankheit,
gegen Kälte, gegen Nässe — warum sollte es denn da ein Eingriff
in Gottes Weltregierung sein, wenn wir uns gegen das Feuer schützen,
das aus demselben Himmel niederzuckt, aus dem das Wasser träuft?
Und hat denn Gott nicht selbst dem Jonas einen Kürbis (Ricinus-
strauch) wachsen lassen, „daß er Schatten gab über sein Haupt?“
Fast jeder Zweig der menschlichen Thätigkeit ist im Laufe der
Zeit durch wichtige Entdeckungen und Erfindungen gänzlich umgestaltet
worden. So erfuhr z. B. das Kriegswesen durch Erfindung des
Schießpulvers eine ganz neue Gestalt; — durch Entdeckung Amerikas
und des neuen Seeweges nach Ostindien erhielt der Seehandel ganz
neue Bahnen, und in der neueren Zeit wurde der Verkehr durch An-
wendung der Dampfkraft und durch Telegraphenverbindung in der
großartigsten Weise umgeschaffen. Auch das Fabrikwesen erhielt vor
110, und in Sachsen vor 80 Jahren eine gänzliche Umgestaltung.
Jahrtausende hindurch hatte man sich nämlich beim Spinnen
der Handspindel bedient, und selbst nach Erfindung des Spinnrades
um das Jahr 1530 blieb jenes alte Spinnwerkzeug immer noch viel-
fach in Gebrauch. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts machte
sich aber das Mangelhafte der Spindel und des Spinnrades recht
bemerkbar. Man begann nämlich die Baumwolle zu allerlei Stoffen
zu verarbeiten, und da hatten Menschenhände vollauf zu thun, um das
nöthige Garn zu schaffen. Jemehr die Baumwollenweberei Eingang
fand, desto größer war bei den Webern die Nachfrage nach Baum-
wollengespinnst. Diese konnte nicht mehr mit den gewöhnlichen Hilfs-
mitteln, mit Spindel und Rad, befriedigt werden. Da gelang es
England um das Jahr 1769, Maschinen zu erfinden, die bedeutend
mehr Garr herzustellen im Stande waren, als die fleißigsten Menschen-
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