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Ruf: „Es lebe der Kaiser!“ den Muth der Krieger. Nicht minder
hielten auch anfangs die Preußen und Sachsen so wacker Stand, daß
ihnen selbst Napoleon das Zeugniß gab, „sie hätten sehr brav gefochten“;
allein auch bei Jena zeigte sich Napoleons Feldherrntalent in seiner
unbestrittenen Größe. Wie immer, so wußte er auch diesmal durch
geschickte Wendungen die Reihen der Gegner in Unordnung zu bringen.
Die Verbündeten mußten den Rückzug antreten und dieser war für sie
mit ungeheuern Verlusten verbunden.
Gleiches Waffenunglück traf die Preußen und Sachsen an dem—
selben Tage bei Auerstädt. Hier war ihre Uebermacht so groß,
daß man einen ganz anderen Ausgang der Schlacht erwarten konnte.
Zum Unglück raubte eine Kugel dem Oberbefehlshaber die beiden
Augen. Sein 83jähriger Stellvertreter kannte den Plan des schwer
verwundeten Oberbefehlshabers nicht genau. Es fehlte dem Ganzen
ein leitender Geist. Rechts und links fielen die Offiziere, welche die
Franzosen an ihren Ringkragen und an ihren Schärpen erkannten.
Längeren Widerstand hielt man für fruchtlos. Die Reihen der Preußen
und Sachsen lösten sich auf. Um schneller fliehen zu können, warf
man Gewehre und Gepäck weg. Dessenungeachtet fielen den Franzosen
Tausende, unter ihnen viele höhere Offiziere, als Gefangene in die
Hände. Daß aber die Franzosen ihren Verlust höchstens auf 1000 bis
1200 Todte und 3000 Verwundete angaben, während die Zahl der
gebliebenen und verwundeten Preußen und Sachsen 20 000 und die
der Gefangenen 30000 betragen haben soll, ist eine grobe Unwahrheit.
Die Niederlage der Preußen und Sachsen war von unberechen-
baren Folgen. Beide Heere, namentlich auch die Offiziere, hatten einem
so gewandten Feinde gegenüber allen Muth verloren. Ferner gerieth
Sachsen, ja selbst Preußen, das weitere Vertheidigungsmaßregeln vorher
nicht für nöthig erachtet hatte, in Napoleons Gewalt, so daß das
Schicksal beider Länder von des Siegers Gnade abhing. Alles zitterte
vor dem fremden Machthaber. Ueberall herrschte die größte Bestürzung.
Wie ein Donnerschlag traf auch unsern Kurfürsten die Nachricht
von Napoleons Siege. In größter Eile wurden Gelder und Kostbar-
keiten eingepackt. Der Kurfürst sah sich in seinem Lande nicht mehr
sicher und wollte am 17. Oktober nach Prag abgehen. Tausende von
Menschen umwogten das Schloß und brachen in laute Klagen und in
Jammer aus. Plötzlich erregte — es war an demselben Tage nach-
mittags 4 Uhr — ein eilender Bote des Volkes Aufmerksamkeit. Es
war niemand anders, als ein Abgesandter des Kaisers Napoleon (der
sächsische Major Funk). Er brachte gute Botschaft. Napoleon er-
öffnete unserm Kurfürsten Folgendes:
Er werde Sachsen nicht als erobertes Land ansehen,, sondern seine
Usnabhängigkeit und Verfassung schützen, allein der Kurfürst müsse sogleich
eine Truppen von den Preußen abrufen und dürfe sein Land nicht verlassen.