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Am 14. Oktober begann das erste ernste Vorspiel zu dem
furchtbaren Riesenkampfe, der bald entbrennen sollte. Bei Liebert—
wolkwitz kam es zu einem hitzigen Reitergefechte, in welchem die Alliirten
zwar aufs neue erfuhren, was französische Tapferkeit zu bedeuten
habe, in welchem aber auch die Franzosen erkannten, was für sattel-
feste Gegner ihnen jetzt entgegenstanden. Fast wäre es einem preußischen
Offizier gelungen, den König Murat gefangen zu nehmen. Als er
aber mit den Worten nach ihm griff: „Halt, König!“ stieß ihm ein
Franzose den Degen durch den Leib. Abends 5 Uhr wurde der
Kampf eingestellt.
Den 15. Oktober verbrachte man mit Zurüstungen. Jetzt däm-
merte der Morgen des 16. Oktober herauf. An diesem Tage sollte
die blutigste aller Arbeiten beginnen. Der Oberbefehlshaber der
Verbündeten, Fürst Schwarzenberg, wollte bei Wachau und
Liebertwolkwitz den Kampf in Angriff nehmen, und im Norden
von Leipzig sollte Blücher gleichzeitig vorgehen. Ob letzteres
geschehen werde, konnte Schwarzenberg nicht mit Sicherheit annehmen.
Verabredeterweise ließ er daher in der Nacht zum 16. drei große
weiße Raketen zu dem dunkeln Himmel aufsteigen, worauf bald im
Norden Leipzigs vier rothe Raketen die Antwort überbrachten.
Es war früh gegen 9 Uhr. Eine Wolkendecke überzog den
Himmel, der sich später aufheiterte. In einer Baumallee bei Wachau
stand ein Feldtisch. Hier schritt ein Mann, ernst aussehend und mit
auf dem Rücken zusammengeschlagenen Händen, auf und ab, links
und rechts Befehle ertheilend. Adjutanten sprengten auf dampfenden
Rossen herbei und eilten mit Verhaltungsbefehlen nach allen Rich-
tungen weiter. Es war niemand anders, als der Kaiser Napoleon,
der von hier aus die Ereignisse des Tages leitete.
Nicht weit von Güldengossa hielt auf einer Anhöhe der Kaiser
Alexander von Rußland und der König Friedrich Wilhelm von
Preußen.
Der Angriff der Verbündeten geschah mit solch einem Ungestüm,
daß die Franzosen anfangs ein wenig zurückwichen. „Eine unerhörte
Kanonade begann auf beiden Seiten und wurde 5 Stunden lang so
heftig fortgesetzt, daß die Erde im eigentlichen Sinne des Wortes er-
bebte, und die ältesten Krieger versicherten, solch ein entsetzliches
Krachen noch niemals gehört zu haben.“ Scchs Angriffe auf Liebert-
wolkwitz wurden von den Franzosen zurückgeschlagen. Napoleon hatte
nach einem fünfstündigen Kampfe einige Vortheile errungen. Diesen
günstigen Augenblick benutzend, gab er die Rolle der Vertheidigung
auf und verschritt zum Angriffe. Seine ganze Macht setzte er in
Bewegung. Zunächst hatte er es auf das Centrum abgesehen, und
damit diesem keine Hilfe zugeführt werden könne, sollten auch die
beiden Flügel beschäftigt werden. Schwarzenberg beobachtete die