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Nordhausen. Zunächst wurde eine Rennbahn geebnet und mit
Schranken eingeschlossen. Ein prachtvoller Thronhimmel erhob sich,
unter welchem der Markgraf Platz nehmen wollte. Zu beiden Seiten
wurden prachtvolle Sitze für diejenigen Fürsten und Herren errichtet,
die als Zuschauer eingeladen waren. Auf einer zweiten Bühne sollten
die Ritter Platz nehmen, die der Markgraf als Kampfrichter erwählt
hatte. Neben der Bühne sollten sich die Trompeter und Pauker auf—
stellen. An dem festgesetzten Tage bewegte sich ein langer, glanzvoller
Zug unter Trompeten- und Paukenschall aus der Stadt Nordhausen
nach dem Kampfplatze. Den Zug eröffnete der Mark- und Landgraf,
anf einem stolzen Rosse sitzend, neben ihm seine Gemahlin reitend.
Ihm folgten ebenfalls zu Roß eine große Anzahl Fürsten, Grafen
und außerdem 200 Ritter, die an dem glänzenden Kampfspiele Theil
nehmen wollten. —
Ein Ritterspiel wurde im Allgemeinen in folgender Weise aus-
geführt. Die Ritter saßen in voller Rüstung zu Pferde. Zwei von
ihnen ritten einander auf ein gegebenes Zeichen entgegen und jeder
versuchte den andern mit seiner Lanze aus dem Sattel zu heben oder
wohl gar vom Pferde zu stoßen. Als Sieger wurde z. B. derjenige
betrachtet, dem eins von Beiden gelang; der ferner unbeweglich sitzen
blieb, sobald seines Gegners Lanze bei dem Stoße nach seinem Panzer
zerbrach, während beide Sieger blieben, wenn sie ihre Lanzen an der
Rüstung des Gegners zersplitterten, ohne aus ihrem Sitze geworfen
zu werden.
Um dem Turniere bei Nordhausen den höchstmöglichsten Glanz
zu verleihen, hatte Heinrich für die Sieger äußerst werthvolle Preise
aussetzen lassen. Der erste Preis bestand in einer silbernen, zwanzig
Pfund schweren Rüstung, in einem Ritterschwerte mit goldenem Griff,
in goldenen Sporen und in einem Schlachtroß mit prächtigem Sattel.
Auch die übrigen Preise waren äußerst werthvoll. Zu diesen gehörte
z. B. ein aus purem Silber gefertigter Baum, dessen Blätter theils
aus Gold, theils aus Silber bestanden, während die äpfelartigen
Früchte insgesammt aus dem feinsten Golde bereitet waren. Nach
Verhältniß des Sieges war den Rittern gestattet, sich entweder ein
Blatt oder eine Frucht vom Baume zu pflücken. Nach beendigtem
Kampfspiele, und zwar am vierten Tage, gelangten die Hauptpreise
l Vertheilung, zu denen auch der silberne Stamm des Baumes ge-
örte. —
Diese Feste waren keineswegs ein bloßer Zeitvertreib und ein
unnützes prunkvolles Schauspiel; nein, sie bewirkten in jener Zeit
auch manches Gute. Wollte ein Ritter als Kämpfer mit in die
Schranken treten, so machte ihn nicht blos Tapferkeit und Geschick-
lichkeit hierzu fähig, sondern auch sein unbescholtener Ruf. Unwür-
dige Ritter wurden ausgeschlossen. Da die Theilnahme an diesen