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Fürsten, ihre Minister und die Gesandten fast aller übrigen Fürsten,
welche Versammlung in der Geschichte den Namen: Wiener Congreß
führt. Da gab es Hunderterlei zu berathen. Einen Hauptgegenstand
der Verhandlungen bildete Sachsens künftiges Schicksal.
Um in den unglücklichen Ausgang der Beschlüsse für unser
Vaterland eine gründliche Einsicht gewinnen zu können, müssen wir
von Wien wieder nach Sachsen zurückkehren. — Nach Abführung
unsers Königs in die Gefangenschaft wurde das Land unter russische
Verwaltung gestellt. Die oberste Leitung erhielt Fürst Repnin,
der im Dezember 1813 seinen Regierungssitz von Leipzig nach Dresden
verlegte. Letztere Stadt blieb nämlich nach der Schlacht bei Leipzig
noch eine zeitlang in den Händen der Franzosen, mußte aber endlich
den Verbündeten überlassen werden.
So drückend auch den Sachsen das fremde Regiment war, so
beugten sie sich doch mit Ergebung unter dasselbe, von der Hoffnung
aufrecht erhalten, den theuern Landesvater recht bald wieder in ihrer
Mitte zu sehen.
Ehe das Jahr zu Ende ging, hatten sie noch unerschwingliche
Opfer zu bringen. Sachsen sollte nämlich, außer seiner Armee, die
mit gegen Frankreich verwendet worden war, 20 000 Mann Land-
wehr ausrüsten. Die jungen Mannschaften der Bevölkerung waren
entweder aufgerieben, oder führten die Waffen mit gegen Frankreich.
Woher sollten neue 20000 Mann kommen? Die Russen wußten
Rath. Es mußten sich alle waffenfähigen Männer bis zum 45. Lebens-
jahre stellen.
Da jammerten Tausende von Frauen und Kindern, denn die
Männer und Bäter sollten ihnen entrissen und weit fort zum blutigen
Kampf geführt werden. Wer Familie, Haus und Hof nicht verlassen
wollte oder konnte, hatte ein Lösegeld zu zahlen. Wo es aber in
dieser Zeit der allgemeinsten Noth hernehmen? Man borgte und
gerieth immer tiefer in Schulden. Um den verbündeten Fürsten keine
Veranlassung zur Unzufriedenheit zu geben, ertrug man das Unver-
meidliche ohne Murren und überließ sich der frohen Hoffnung, daß
sie desto eher die heißen Wünsche des treuen Sachsenvolkes erfüllen
und den in der Ferne weilenden König zu den Seinen zurückkehren
lassen würden, damit die Geschicke des vielgeprüften Sachsenlandes
wieder von seinen Händen geleitet würden.
Wie es dem guten Kinde Herzensbedürfniß ist, gerade dem ab-
wesenden Vater besondere Beweise der Liebe kund zu geben, so beeiferten
sich auch die treuen Sachsen, den ihnen entrissenen Landesvater auf
jede Weise zu erfreuen. Nicht etwa blos die höheren Stände, oder
die Offiziere, nein, alle, selbst die niedrigsten Klassen der Bevölkerung,
legten die unzweideutigsten Beweise der Treue und Anhänglichkeit an
ihr angestammtes Fürstenhaus an den Tag. An des Königs Geburts-