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die in seiner Residenz, suchte er möglichst zu vermeiden. Es blieb
daher in dieser Beziehung für seine Regierungsnachfolger manches
nachzuholen. Die Könige Anton und Friedrich August II. suchten
die entstandenen Lücken auszufüllen. Unter letzterem Fürsten entstand
(1841) in Dresden ein prachtvolles Hoftheater, das in Deutschland
zu den schönsten Kunsttempeln dieser Art gehörte. Im Jahre 1869
wurde das Prachtgebäude ein Raub der Flammen. Das neue, unter
König Albert im Jahre 1878 eröffnet, ersetzt das abgebrannte in
würdigster Weise.
In den Sommermonaten schmückte bis auf die neueste Zeit den
Zwinger zu Dresden eine besondere Zierde. Es waren die aus Afrika
stammenden Orangeriebäume. Im Jahre 1841 erhielten diese Fremd-
linge ein sehr stattliches Winterhaus, indem das sehr geräumige,
schöne Orangeriehaus in der Ostraallee vollendet ward.
Schon vor 60—70 Jahren gehörte es zu einem tief gefühlten
Bedürfnisse, denjenigen jungen Leuten, welche sich als Ingenieure,
als Maschinenbauer, als Chemiker ausbilden wollten, Gelegenheit
zu ihren Studien zu geben. Es entstanden höhere Lehranstalten, in
welchen in den angegebenen Fächern die nöthigen Kenntnisse und
Fertigkeiten zu erlangen waren. Dergleichen Anstalten nannte man
„polytechnische Schulen“, und die aus diesen Anstalten hervor-
gegangenen Leute hießen „Techniker“. Unter Friedrich August stellte
sich in Dresden der Neubau einer Unterrichtsanstalt für die Techniker
als recht nothwendig heraus. Diesem Bedürfnisse wurde Rechnung
getragen, und so entstand das Polytechnikum.
Dresdens Stolz sind seine reichen Kunstschätze. Hierzu gehört
namentlich seine unvergleichliche Gemäldesammlung. Dieser kostbare
Schatz war am Neumarkte in einem Gebäude aufgestellt, welches den
Gemälden kein sicheres Obdach mehr gewähren konnte. Namentlich
war es nicht möglich, dieselben gegen den immer mehr überhand-
nehmenden Steinkohlenruß hinreichend zu schützen. Mit Sicherheit
vermochte man nachzuweisen, daß dieser gefährliche Eindringling die
kostbarsten Gemälde im Laufe der Zeit gänzlich zerstören würde. Da
ward 1847 an der einen Zwingerseite der Grundstein zu einem
neuen Kunstpalast gelegt, welcher unter dem Namen Museum die
Bestimmung erhielt, die weltberühmte Gemäldesammlung in seine
Räume aufzunehmen. Den gänzlichen Ausbau dieses Kunsttempels
sollte der edle Friedrich August nicht erleben.
Für den Wohlstand der Länder ist es von außerordentlicher
Wichtigkeit, sobald sich der Handel, überhaupt der-Verkehr aller nur
möglichen Erleichterungen zu erfreuen hat. Vor ungefähr 40 Jahren
trat eine gänzliche Umgestaltung aller Verkehrsmittel ein. Bis
dahin schleppten große Frachtwagen die Handelsgüter von Ort zu Ort,
oder Segelschiffe durchfurchten mit Waaren aller Art die schiffbaren