Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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Draußen in der Natur herrschte der tiefste Frieden. Fluren 
und Bäume prangten im herrlichsten Frühlingsschmuck. Aus wolken- 
losem Himmel sandte die Sonne ihre erwärmenden Strahlen auf die 
fruchtbare Erde nieder. Welch einen Gegensatz hierzu bildete aber 
das Thun und Treiben so vieler verblendeter Menschen! Es war am 
3. Mai nachmittags, als die Aufständischen mit Hilfe eines Stein- 
wagens den Eingang zum Zeughause zu sprengen suchten. Plötzlich 
öffnete sich das Thor, und ein dumpfer Kanonenschuß empfing die 
Anstürmenden. Die Menge, unter ihr auch viele Neugierige, stob 
auseinander und hatte wohl nicht geahnt, daß ihr frevelhafter Angriff 
so entschieden zurückgewiesen werden würde. Daß die Aufrührer durch 
diese verunglückte erste Heldenthat den Muth zu einem fortgesetzten 
Kampfe nicht verloren — dafür sorgten ihre Anführer durch allerlei 
Vorspiegelungen und Versprechungen. Mit sehr getheilten Gefühlen 
mochten die sogenannten Freiheitskämpfer hinter den Barrikaden 
Platz nehmen. Die Sturmglocken begannen zu heulen, einzelne 
Flintenschüsse wurden vernommen, und mit Hurrahgeschrei empfingen 
die Aufständischen neue Zuzüge, während sich im Innern der Stadt 
auf den Straßen kein wohlgesinnter Bürger mehr blicken ließ. 
Wie die rollende Schneelawine in jedem Augenblicke an Umfang 
zunimmt, so wuchs auch der Kampf inmitten der sonst so friedlichen 
Residenz. Ein ununterbrochenes Knattern der Kleingewehre und 
rollender Kanonendonner ließen auf einen mörderischen Kampfsschließen, 
dem — so fürchtete man wenigstens — Tausende als Opfer verfallen 
müßten. Zum Glück war dem nicht so. Die Soldaten nahmen, was 
man freilich nicht vermuthen konnte, die Barrikaden nicht mit Sturm, 
sondern drangen durch die Häuser vorwärts und fielen den Barrikaden= 
kämpfern in den Rücken. 
Bei dem Beginn des unglückseligen Aufstandes weilte der König 
noch in Dresden. Wie mochte sein edles, gefühlvolles Herz dieser 
traurigen Vorgänge wegen bluten! Er, der stets des Landes Wohl 
und der Unterthanen Glück mit redlichstem Willen gefördert hatte, 
mußte sich jetzt so verkannt sehen und es geschehen lassen, daß man 
ihn verschmähte und ihm die Liebe und das Vertrauen seiner Unter- 
thanen durch böswillige Einflüsterungen zu rauben suchte. Da seine 
Person in Dresden nicht mehr gesichert war, so riethen ihm seine 
Minister, die Residenz zu verlassen und sich auf den Königstein zu 
begeben, was auch am Morgen des 4. Mai geschah. 
Ein immer traurigeres Bild blinder Parteisucht bot das sonst 
so schöne Dresden dar. Am 4. Mai maßten sich aus der Mitte der Auf- 
ständischen drei Männer unter dem Namen: „Provisorische Regierung“ 
die höchste Staatsgewalt an und errichteten in der Altstadt auf dem 
Rathhause den Sitz ihrer Regierung. Vom frühen Morgen bis zum 
späten Abend dauerte der Kampf ununterbrochen fort. Am 6. Mai
	        
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