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Tod des geliebten Vaters beklagt. Alle Stände, Geschlechter und
Alter durchdrang nur Ein Gefühl; es war das der tiefsten Wehmuth
und des aufrichtigsten Schmerzes. Allen stand das freundliche Bild
des verklärten Königs lebhaft vor der Seele; Alle vergegenwärtigten
sich die liebenswürdige, gewinnende Weise, mit welcher der Heim—
gegangene Aller Herzen sich zuzuwenden verstanden hatte. Anstatt
ihn, wie man gehofft hatte, bei seiner Rückkehr aus fernem Lande
mit schallenden Hochs bewillkommnen zu können, erklangen Trauer—
gesänge zum Empfang seiner Leiche. Und als am 16. August abends
9 Uhr die Gruft unter der katholischen Hofkirche sich öffnete, um
den Entschlafenen in ihre dunklen Räume aufzunehmen, da stiegen
aus dem Herzen der dichtgedrängten Massen gläubige Gebete um eine
sanfte Ruhe für den geliebten Landesvater zu Gott empor.
König Friedrich August II. ruht seit 1854 in der Gruft seiner
Väter. Sein Gebein wird mit der Zeit in Staub und Asche verfallen,
aber sein Name wird sich für alle Zeiten im reinsten Glanze in
Sachsens Geschichte erhalten. Von Geschlecht zu Geschlecht wird sein
edler Charakter, sein leutseliges Wesen, sein durch und durch biederer
Sinn, seine unwandelbare Liebe zu seinem Volke und seine väterliche
Sorge für alle seine Unterthanen fortleben.
Friedrich Augusts edles Gemüth spricht sich in seiner ganzen
Tiefe im Eingange zu seinem Testamente aus. Es sei hier nur
Folgendes hervorgehoben:
„Im Namen der heiligen Dreifaltigkeit! Vor allem danke ich meiner
geliebten Frau für ihre treue Liebe, womit sie mein Leben verschönert, mir
die trüben Tage erheitert und mir die glücklichsten Stunden bereitet, die ich
in diesem Leben genossen. Ebenso danke ich meinen lieben Geschwistern,
Schwägerinnen, Schwager, Neffen und Nichten und anderen Verwandten
für die mir fortwährend bewiesene Liebe; auch allen meinen treuen Dienern,
besonders meinen Ministern, die mir so treu beigestanden, und denen, die
mir im Leben näher gestanden, für die vielfach mir bewiesene Anhänglichkeit.
Ich nehme von ihnen allen den herzlichsten Abschied; möge Gott ihnen
das vergelten, was sie mir gethan, und mögen sie mir alles verzeihen,
womit ich sie vielleicht je gekränkt. Allen meinen Unterthanen, meinen
Sachsen, die ich treu geliebt, sende ich meinen Abschiedsgruß; mögen sie
meiner in Liebe gedenken! Ich empfehle sic, meine hinterlassenen Kinder,
der Fürsorge meines Nachfolgers. Allen denen, die mich im Leben betrübt
oder gekränkt, verzeihe ich von ganzem Herzen; möge Gott denen verzeihen,
die es absichtlich gethan, und möge er ihre Herzen lenken, daß sie einsehen
ihre Schuld“ u. s. w.
Um auch durch ein sichtbares Erinnerungszeichen den späteren
Zeiten das äußere Bild des Verklärten zu erhalten, errichtete man
ihm auf dem Neumarkte zu Dresden ein Standbild von dem
Professor Dr. Hähnel, welches am 3. August 1867 feierlichst enthüllt
wurde.