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den Prinzen Johann.) Mit diesem Urtheile stimmte ein anderes
von dem Professor Karl Förster am Kadettenhause zu Dresden überein,
welches er im Jahre 1826 aussprach. „Zu den erfreulichsten Genüssen
zähle ich die Stunden, welche ich bei dem Prinzen Johann zubringe.
Derselbe versammelt in manchen Abendstunden einen kleinen Kreis
von Gelehrten um sich. An den Gesprächen, welche sich um gelehrte
Gegenstände bewegen, nehmen die Prinzen (Friedrich August und
Johann) den lebendigsten Antheil. Was sie sprechen, zeugt immer
von Geist und von tiefen Blicken in die Sache.“
Im Jahre 1831 trat Sachsen in die Reihe der constitutionellen
Staaten. Nach den Bestimmungen der Landtagsordnung ist jeder
volljährige Prinz Mitglied der ersten Kammer der Ständeversammlung.
1833 nahm Prinz Johann zum ersten Male an den Verhandlungen
der Ständeversammlung Theil. Sehr bald entwickelte er hier die
regste Thätigkeit. Nicht blos, daß er den Sitzungen regelmäßig
beiwohnte, er sprach sich auch über alle Gegenstände mit großer
Einsicht aus. Auf den Landtagen giebt es aber nicht blos zu be—
rathen, die Verhandlungsgegenstände müssen auch bearbeitet werden.
Da sind die von der Regierung vorgelegten Gesetzentwürfe eingehend
zu prüfen, da sind Gutachten abzugeben und Berichte abzufassen.
Mit unermüdlichem Eifer unterzog sich der Prinz allen diesen Arbeiten
und bewies dabei eine Einsicht und Ausdauer, welche die größte
Bewunderung erregte. Das wissenschaftliche Streben und die un-
ermüdliche Thätigkeit des Prinzen fand die allgemeinste Anerkennung.
Gelehrte Gesellschaften in Bayern, Böhmen, Dänemark, England,
Frankreich, Italien, Portugal, Preußen, Rußland (Universität Kasan),
Schweden beeilten sich, den mit so tiefer Gelehrsamkeit ausgestatteten
Prinzen zu ihrem Mitgliede zu ernennen.
So hatte sich Prinz Johann durch seine unermüdliche Thätigkeit
die genaueste Kenntniß von der Gesetzeskunde und von dem Zustande
des Landes verschafft. Selten dürfte ein Fürst den Thron so wohl-
vorbereitet bestiegen habe, als König Johann. Bevor wir seine
Regierungsthätigkeit betrachten, wollen wir einen Blick auf seinen
Familienkreis werfen.
König Johann hatte zwei Brüder und vier Schwestern. Sämmtliche
Geschwister, mit Ausnahme der ältesten Schwester, der 1794 geborenen
Prinzessin Amalie"), waren ihm im Tode vorangegangen. Im
Jahre 1822 vermählte sich Johann mit der Prinzessin Amalie, Tochter
*) Genannte Prinzessin erwarb sich als Verfasserin verschiedener Schau-
und Lustspiele einen weit verbreiteten Namen. Am bekanntesten sind „Die
Braut aus der Residenz“, „Der Landwirth“, „Lüge und Wahrheit“, „Der
Oheim“, „Die Fürstenbraut", „Der Majoratserbe“ u. s. w. Viele ihrer
Schöpfungen gelangten auf fast allen Bühnen Deutschlands zur Aufführung,
und mehrere wurden ins Englische übersetzt.