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des Königs Maximilian I. von Bayern. Das häusliche Glück dieses
fürstlichen Paares wurde durch einen reichen Kindersegen erhöht;
denn Gott schenkte ihm drei Söhne und sechs Töchter. Zur Freude
der beglückten Eltern überstanden alle Kinder die mannigfachen Krank-
heiten des zarten Jugendalters. Desto schmerzlicher waren aber die
Wunden, welche dem Vater= und Mutterherzen später geschlagen
wurden, denn von den drei Söhnen sah das königliche Paar einen,
und von den sechs Töchtern fünf in der Blüte ihrer Jahre in das
Grab sinken. Der im Jahre 1831 geborene Prinz Ernst starb 1847
plötzlich als 16 jähriger Jüngling. Und wie bald sollte die Freude,
die das königliche Elternpaar im Jahre 1856 erfuhr, in bitteres Weh
verwandelt werden! Zwei Königstöchter, und zwar die 1836 geborene
Prinzessin Anna und die 1840 geborene Prinzessin Margaretha,
vermählten sich nämlich gleichzeitig; erstere mit dem Erbgroßherzog
Ferdinand von Toskana, und letztere mit dem damaligen Statt-
halter von Tyrol, dem Erzherzog Ludwig von Oesterreich, Bruder
des Kaisers Franz Joseph. Nachdem der Tod im nächsten Jahre (1857)
die 1827 geborene Prinzessin Marie von langjährigem Siechthum
erlöst hatte, lief die Trauerkunde ein, daß die jugendliche Margaretha
mit Tode abgegangen sei. Hatte sich das Land bei der Doppel-
heirat gefreut mit den Fröhlichen, so weinte es auch nun mit den
Weinenden.
Noch blutete das Elternherz, da sollte demselben eine neue Wunde
geschlagen werden; denn Prinzessin Anna wurde ebenfalls nach Gottes
unerforschlichem Rathschlusse aus dieser Zeitlichkeit abgerufen (1859).
Das Maß der Prüfung war noch nicht voll. Im Jahre 1862 er-
krankte die 1834 geborene, sonst so lebenskräftige Prinzessin Sidonie
so gefährlich, daß auch diese ihren vorausgegangenen Geschwistern
im Tode nachfolgte. Da seufzte das königliche Paar: „Ich muß sein,
wie einer, der seiner Kinder gar beraubt ist!“
Dem verödeten Familienkreise erblühte zwar bald wieder eine neue
Freude; denn die jüngste Königstochter, die 1845 geborene Prinzessin
Sophie, vermählte sich 1865 mit dem Prinzen Karl Theodor,
Herzog in Bayern. Wer vermöchte aber den Schmerz zu schildern,
als nach so schweren Verlusten den königlichen Eltern noch die Prüfung
auferlegt wurde, daß sie auch diese Tochter (1867) verlieren sollten!
Als die Nachricht von dem erfolgten Ableben der Prinzessin einlief,
da jammerte nicht blos das schwergebeugte Elternherz aufs neue, da
herrschte Trauer und die aufrichtigste Theilnahme im ganzen Sachsen-
lande. Man fühlte mit dem Königshause die ganze Schwere solch
einer herben Prüfung. — Die einzige dem Königspaare erhaltene
Tochter war die 1830 geborene Prinzessin Elisabeth, welche sich
1850 mit dem Herzog von Genua, dem Prinzen Ferdinand von
Sardinien (71 1855), Bruder des verstorbenen Königs Victor Emanuel