— 485 —
wünsche, in Veranstaltung großartiger Festaufzüge"), in Darbringung
werthvoller Liebeszeichen Ausdruck zu verleihen. Diese Kundgebungen
waren von solch einer innigen Festfreude durchweht, daß sie das
Gepräge des reinsten Herzensergusses, des aufrichtigsten Ausdruckes
einer wahrhaft tiefempfundenen Seelenstimmung an sich trugen.
Der begeisterte Ausdruck der unwandelbaren Anhänglichkeit an das
erhabene Königshaus und die innige Liebe zu demselben bleibt
die Krone der gesammten Jubiläumsfeierlichkeiten. So lange Liebe,
Anhänglichkeit, Verehrung und Dankbarkeit ein Volk mit seinem
Fürstenhause verbindet, da steht es wohl um Haupt und Glieder,
um Fürst und Volk. Näheres aus dem Leben unserer verehrten
Königin schließt sich hier von selbst an.
Unsere allverehrte Königin Carola ist die Tochter des schwedischen
Prinzen Wasa und Enkelin des Königs Gustav IV. von Schweden.
Ihre Mutter Louise war die Tochter des Großherzogs Karl Ludwig
Friedrich von Baden und der Großherzogin Stephanie, Adoptivtochter
Napoleon I. Unsere Königin erblickte das Licht der Welt den
5. August 1833. Während ihrer Jugendzeit verweilte sie oft in
Mannheim bei ihrer seit 1818 verwitweten Großmutter, der von
den Badensern hochverehrten Großherzogin Stephanie.
Am 18. Juni 1853 hielt sie, von tausendstimmigem Jubel
des Volkes begrüßt, als durchlauchtigste Braut des damaligen Kron-
prinzen, jetzigen Königs Albert, ihren Einzug in Sachsens Haupt-
stadt, und es erfolgte noch an demselben Tage die Einsegnung der
geschlossenen Ehe.
. Sehr bald gewann die damalige Kronprinzessin durch ihr lieb-
reiches, herablassendes Wesen, durch ihr Bestreben, Thränen des
Kummers zu trocknen, eine Helferin der Bedrängten zu sein, werk-
thätige Menschenliebe in den Stätten des Elends und der Noth
zu üben, lindernden Balsam an die von schweren Sorgen nieder-
gebeugten Gemüther zu träufeln, der Sachsen Herzen. Im Jahre 1866
rief unsere Königin, damals Kronprinzessin, einen Wohlthätigkeits-
verein ins Leben, der den Namen unsers Königs trägt, also
Albert-Verein heißt. Derselbe hat sich zur Aufgabe gestellt:
Geschulte Krankenpflegerinnen für die Friedens-, sowie für die Kriegs-
*) Den Glanzpunkt aller bis jetzt veranstalteten Festlichkeiten bildete
die abends auf dem Theaterplatze abgehaltene, von der Bürgerschaft Dresdens
veranstaltete Serenade. Ohne alle Uebertreibung kann man behaupten, daß
ein derartiges Schauspiel bisher weder den Einwohnern Dresdens, noch
den Fremden, die zahlreichen Fürsten eingeschlossen, je in ihrem Leben
geboten wurde. Die Erinnerung daran wird unvergeßlich sein; Kinder,
die ein Greisenalter erreichen, werden in ihren alten Tagen von der Pracht,
Herrlichkeit und den Lichteffekten, wie dem Enthusiasmus erzählen, die sie
am Abende des 18. Juni 1878 erlebten.