Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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Diesmal jubelte man zu früh. Die meisten der kühnen Streiter 
sahen ihr geliebtes Vaterland zum letzten Male. Bei Außig stieß 
man auf den Feind. Dieser hatte eine lange Wagenburg aufgestellt 
und erwartete hier die heranziehenden Sachsen. Leider fehlte diesen 
der kriegskundige Kurfürst. Seine Feldherren begingen einen unver— 
zeihlichen Fehler; sie gönnten nämlich ihrem Heere vor dem Angriffe 
zu wenig Ruhe. Ermüdet von dem Marsche und der brennenden Juni- 
hitze, wurden die Streiter zu zeitig der verhängnißvollen Wagenburg 
entgegengeführt. Die entkräfteten Sachsen vermochten dieses Boll- 
werk nicht zu durchbrechen. Heulend stürzten ihnen die Hussiten ent- 
gegen und ein mörderischer Kampf begann. Mit wahrem Löwen- 
muthe hielten die Sachsen Stand. Der Tag neigte sich zu Ende. 
Die Abendsonne verbarg ihr Angesicht vor diesem furchtbaren Schau- 
spiele, aber die Blutarbeit zog sich noch lange in die helle Juninacht 
hinein. Am frühen Morgen des 16. Juni wurde der Kampf wieder 
aufgenommen. Die Reihen der Sachsen lichteten sich in schrecken- 
erregender Weise. 12 000 der auserlesensten Streiter bedeckten das 
Schlachtfeld. Jeder fernere Widerstand war fruchtlos. Wer fliehen 
konnte, verließ in wilder Hast diese Stätte des Todes und eilte als 
Bote des Schreckens den heimatlichen Fluren zu. Die Kinder be- 
weinten ihre Väter und die Mütter ihre Söhne „und wollten sich 
nicht trösten lassen.“ 
Am Tage nach der Schlacht, den 17. Juni, drangen die wilden 
Sieger in die wehrlose Stadt Außig ein, 2 was war das Schicksal 
dieser Stadt und ihrer Einwohner? In damaligen Zeiten kannten 
die Sieger kein Mitleid, kein Erbarmen selbst kein Mitleid gegen die 
unschuldigen Kinder. Man hauste damals in Dörfern und Städten 
wie Mordbrenner. Außig wurde ein großer Aschehaufen und was 
einen lebendigen Odem hatte, wurde ermordet. In Sachsen zitterten 
alle bei dem Gedanken, daß die siegreichen Hussiten nun Böhmens 
Grenze überschreiten und in ihr Vaterland eindringen würden. 
Wäre dies geschehen, so würde hunderte von Dörfern und viele 
Städte mit ihren Einwohnern gleiches Schicksal wie Außig getroffen 
haben. Zum Glück verschonten, wenigstens für jetzt, die gefürchteten 
Hussiten mit ihrem furchtbaren Besuche unser Vaterland. 
d) Friedrich des Streitbaren Tod (den 5. Tanuar 1428) und das 
Erbbegräbniß zu Altzelle und im Dome zu Meißen. 
Als Friedrich der Streitbare die Nachricht von dem Zuge seiner 
Sachsen gegen die Hussiten empfing, eilte er zwar in sein Vaterland 
zurück, konnte aber seinem Heere nicht zu Hilfe kommen. Die Nieder- 
lage war schon erfolgt. Der Schmerz über den Verlust seiner besten 
Kämpfer, sowie ein neues verunglücktes Unternehmen gegen die
	        
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