Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

— 62 — 
die Hauptthätigkeit der Krieger bestand im Zerstören der Städte, 
Dörfer und Schlösser, bei welcher Gelegenheit auch Kunzens Güter 
in Thüringen von Apel von Vitzthum und seinem Anhange verheert 
wurden. Sehr natürlich, daß sich Kunz von Kaufungen über diesen 
schweren Verlust bei dem Kurfürsten bitter beklagte. Mit vollem 
Rechte nahm dafür der Kurfürst dem Apel von Vitzthum diejenigen 
Güter weg, welche er im Meißnischen besaß. Zu diesen gehörten 
z. B. die Schlösser Kriebstein bei Waldheim und das Rittergut 
Schweikartshain bei Geringswalde. Um Kunz von Kaufungen 
für seine erlittenen Verluste zu entschädigen, überließ ihm der Kurfürst 
diese beiden Güter, aber freilich nur unter der Bedingung, daß er sie 
wieder herausgeben sollte, sobald er seine Güter in Thüringen zurück- 
erhalten hätte. Kunz erklärte sich damit einverstanden und versprach 
dies nicht blos mündlich, sondern in der Osterwoche 1449 sogar 
schriftlich. Nach dem Friedensschlusse zu Pforta erhielt Kunz seine 
thüringischen Besitzungen wieder zurück und er mußte, wie er ver- 
sprochen, dafür Kriebstein und Schweikartshain wieder räumen. Von 
dem letzten Gute sich zu trennen, wurde ihm außerordentlich schwer, 
zumal da er in den zwei Jahren an demselben manche Verschönerung 
vorgenommen hatte. Er beklagte sich gegen den Kurfürsten, daß ihm 
Unrecht geschähe. Seine Güter in Thüringen seien übel zugerichtet 
worden, während er Kriebstein und namentlich Schweikartshain im 
besten Stande erhalten habe, er müsse daher Entschädigung erhalten. 
Diese Forderung war durchaus keine ungerechte und sie wurde 
auch vom Kurfürsten anerkannt; indes Kunz von Kaufungen dehnte 
seine Ansprüche zu weit aus, und so sah sich der Kurfürst genöthigt, 
einige Richter zu ernennen, welche diese Angelegenheit weiter unter- 
suchen und endlich ihre Entscheidung treffen sollten. Kunz hatte aber 
gar nicht Lust, diese Entscheidung abzuwarten, er dachte vielmehr 
auf Selbsthilfe und auf ein Mittel, durch welches er den Kurfürsten 
zu einem recht hohen Schadenersatz zwingen könnte. Er faßte daher 
den verwegenen Gedanken, sich an dem Liebsten des Kurfürsten, an 
seinen Söhnen, zu vergreifen, dieselben aus dem Residenzschlosse 
Altenburg zu rauben, sie auf seine feste Burg Eisenberg bei Brix 
in Böhmen zu entführen und sie dort so lange in Verwahrung zu 
behalten, bis der Kurfürst seine Forderungen bewilligt habe. 
Allein konnte dieser freche Ritter sein Bubenstück nicht ausführen. 
Er suchte daher einige andere Ritter für sich zu gewinnen. Dies gelang 
ihm auch. Die hauptsächlichsten Mitverschworenen hießen Wilhelm 
von Mosen und Wilhelm von Schönfels. Außerdem bedurfte er 
wenigstens noch einer Person, die im Schlosse selbst wohnte. Auch 
diese gewann er. Vierzehn Tage vor dem Raube war es ihm durch 
seine Helfershelfer gelungen, einen Menschen, Hans Schwalbe, 
den er in Böhmen kennen gelernt und den er bestochen hatte, als
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.