Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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Vor 400 Jahren sah es mit der Bildung unserer Vorfahren 
noch recht traurig aus. Die Kinder der Landleute und die meisten 
Handwerker wuchsen ohne allen Unterricht auf, denn da ihre Eltern 
selbst weder lesen, noch schreiben konnten, so blieben die Kinder eben 
so unwissend, wie die Erwachsenen. In den langen Winterabenden 
konnte man sich nicht um die brennende Lampe versammeln, um aus 
einem nützlichen Buche zur Unterhaltung, Belehrung und Erbauung 
etwas vorzulesen. Man hatte damals nur geschriebene Bücher, 
die nur reiche Leute zu kaufen im Stande waren. Auch damit sollte 
es besser werden. 
In Straßburg lebte ein Mann, Johann Guttenberg, welcher 
auf eine Erfindung kam, die die wichtigste unter allen Erfindungen ist. 
Diesem Manne gelang es nämlich um das Jahr 1450 nach 
vielem Nachdenken und nach vielen Versuchen, Bücher zu drucken. 
Standen auch in der ersten Zeit die gedruckten Bücher immer noch 
in sehr hohem Preise, so waren sie doch weit billiger, als die ge— 
schriebenen. Der gemachte Anfang nahm einen sehr glücklichen Fort— 
gang. Die Buchdruckerkunst verbreitete sich nach und nach in die ver— 
schiedensten Gegenden. Auch unser Sachsen erhielt im Jahre 1480 
eine Buchdruckerei. 
Wiederum war es Leipzig, welches in unserem Lande mit der 
Buchdruckerkunst den Anfang machte. Sachsens erster Buchdrucker 
hieß Konrad Kachelofen, und das erste von ihm. gedruckte Buch 
soll ein Rechenbuch gewesen sein. Vor 400 Jahren hatte Leipzig eine 
Buchdruckerei, jetzt zählt es gegen 80 Buchdruckereien und 300 Buch- 
handlungen. 
Wie viele Millionen Bücher sind seit jener Zeit gerade in 
Leipzig gedruckt und von hier aus in alle Gegenden Europas ver- 
breitet worden! Kachelofen hat gewiß nicht geahnt, daß der kleine 
Anfang mit einer Buchdruckerei einen so außerordentlichen Umfang 
gewinnen würde. 
VI. Das ernestinische und alberkinische Sachsen. 
(1185—1547.) 
W. Die Theilung der süchsischen Tänder, 1485. Kurfürst 
Ernsts Tod, 1486. 
Das Jahr 1485 ist für die sächsische Geschichte von außer- 
ordentlicher Wichtigkeit. Die beiden Brüder, Kurfürst Ernst und 
Herzog Albert, hatten das Land, das Herzogthum Sachsen aus-
	        
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