Die Staufer. 17
mäßig später Zeit an das Licht*). Dort, wo das kahle Kalkplateau der Rauhen
Alp plötzlich zu dem fruchtbaren Neckartale abfällt und seine Vorläufer in
spitzen Felskegeln in dasselbe hineinsendet““), liegt, östlich von Stuttgart und
Eßlingen, am Fuße eines solchen Kegels, des Hohen Staufen, das Dorf Büren
oder Beuren (Wäschen-Beuren, heutzutage Wäscherschlößchen). Hier hatte
das Geschlecht der Herren von Büren seinen Sitz, das erst um die Mitte des
11. Jahrhunderts in Friedrich von Büren hervortritt. Dieser Adlige war mit
einer elsässischen reich begüterten Edlen, namens Hildegard, vermählt und
hatte von ihr zahlreiche Kinder erhalten. Der eine von den Söhnen, Otto,
wurde Bischof von Straßburg; aber vor allen seinen Brüdern zeichnete sich
Friedrich aus, ein tapferer, geradsinniger, kühner Mann. Er zog, gleichsam
um anzudeuten, wie hoch er sein Geschlecht zu erheben gedenke, aus dem
Dorfe unten im Tale hinauf zum Staufenberge und erbaute dort das gleich-
namige Schloß; und von dieser Zeit glänzt das Geschlecht der Staufer
durch alle Geschichte. Friedrich nämlich stand dem Kaiser Heinrich IV.
in allen dessen Kämpfen treu zur Seite; und da wünschte der unglück-
liche Herrscher, der allerwärts Treulosigkeit und Verrat erfahren, in dem
kriegsgeübten, mutigen und zuverlässigen Manne eine sichere Stütze zu finden
und verlieh ihm deshalb zu Regensburg das Herzogtum Schwaben. — So
war plötzlich das staufische Geschlecht aus einem gewöhnlichen adligen ein
herzogliches geworden, das sein Rang unmittelbar unter den Koaiser stellte.
Der neugeschaffene Herzog von Schwaben zeigte sich dem Kaiser nicht un-
dankbar. So entschieden kämpfte er für dessen Sache, so sehr zeichnete er sich
dabei aus, daß die rudolfische Partei, wie einen Gegenkönig, auch einen
Gegenherzog von Schwaben aufstellte: den jungen Berthold II. von Zäh-
ringen. Heinrich dagegen suchte den Staufer immer fester an sich zu fesseln
und gab ihm deshalb seine einzige Tochter Agnes zur Gemahlin. Ein grauen-
voller Bürgerkrieg verwüstete das unglückliche Schwaben. Herzog und Gegen-
herzog, Bischöfe und Gegenbischöfe, Abte und Gegenäbte, die Grafen und
Edlen sowie die fremden Parteigänger beider Parteien tummelten sich rau-
bend, sengend und mordend auf den gesegneten Fluren dieses Landes, es mit
Verwüstung und Wehklagen erfüllend. Wacker hielten sich die Staufer gegen
ihre Widersacher und wurden dem Kaiser immer lieber. Endlich legten sich
die empörten Wogen, die Fürsten sahen ein, daß sie nur für die Sache der
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Kirche und besonders des Papstes arbeiteten, wenn sie sich gegenseitig zer- 1095
fleischten, und vorzüglich der Abfall Welfs zum Kaiser bewirkte, daß einer der
Aufständischen nach dem andern seinen Frieden mit Hemrich IV. schloß.
Nun verstand sich auch Berthold II. von Zähringen, der seit dem Beginne
des rudolfischen Aufstandes unablässig gegen Heinrich gestritten hatte, zur
°*) Raumer, Hohenstaufen, I1, S. 288 ff. (2. Aufl.). — Staelin, Wirtemb.
Belch. 1 riF II. — Otto Frisingensis, Gesta Friderici I. imperatoris, (Schulausg.) lib.
, cap. 8 ff.
5re S. Steinhard, Deutschl. u. sein Volk, 1. Teil (Gotha 1856), S. 307—311.
Shilippson, Heinrich der Löwe. 2