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ger vernichteten sein Heer. Er selbst entfloh nach Paris; von
seiner großen Armee kamen nur jammervolle Trümmer nach
Polen und Preußen zurück.
Aber auch die Russen waren erschöpft, und halb Europa
noch in Napoleons Gewalt. Da erhob sich Preußen zu dessen
Sturze. Das preußische Hilfskorps unter General v. Yorck stand,
15 000 Mann stark und in bester Verfassung, am Memel;
es sollte den Franzosen den Rücken decken. Aber Yorck erkannte,
daß jetzt oder nie der Zeitpunkt zur Rettung des Vaterlandes
da sei, und schloß auf eigene Verantwortung am 30. Dezember
1812 zu Poscherun bei Tauroggen mit dem russischen General
Diebitsch eine „Konvention“, nach der er die Feindseligkeiten gegen
die Russen einstellte. Nun mußten die Franzosen das Land bis
zur Weichsel räumen, und das Volk von Ostpreußen stand auf.
Am 11. Januar 1813 versammelten sich, von Yorck und dem
Regierungspräsidenten v. Auerswald berufen, Abgeordnete der
Stände dieser Provinz in Königsberg und erklärten Gut und
Blut opfern zu wollen, „damit der Untergang des preußischen
Namens verhütet werde.“ Auf sie gestützt, behielt Yorck sein
Kommando bei, obwohl der König seine „Konvention“ mißbilligte
und sogar seine Absetzung aussprach. Die Provinz Preußen han-
delte also auf eigene Hand. Auf Antrieb Steins, der als Bevoll-
mächtigter des Zaren herbeieilte, trat am 5. Februar in Königs-
berg ein allgemeiner Landtag von Ost= und Westpreußen
(diesseits der Weichsel) und von Litauen zusammen. Dieser
nahm am 7. Februar eine vom Grafen Alexander Dohna vor-
gelegte „Verordnung über Landwehr und Landsturm“ an und
beschloß, 30 000 Mann zur Verteidigung der Provinz zu be-
waffnen; ebenso viele hatte diese Provinz (mit 1 Million Be-
wohnern) bereits für die bestehenden Truppen unter Yorck und
Bülow aufgebracht. Auch eine „Nationalkavallerie“ aus Frei-
willigen forderte und erhielt Yorck. Wetteifernd drängten sich
alle Stände, mit Geld und Mannschaften beizusteuern.
Hans Ludwig von Borck (aus einer pommerschen Familie,
geb. 26. September 1759 zu Potsdam, 1830) hatte unter
Friedrich dem Großen, dann in holländischen Diensten am Kap
und in Ceylon, seit 1806 wieder im preußischen Militärdienst
sich überall durch kalte Entschlossenheit und zähe Tapferkeit hervor-
gethan. Sein Wesen war schroff und rauh; seine pollische Über-
Vierson, Leltf. d. preuß. Gesch.