Full text: Leitfaden der Preußischen Geschichte.

— 117 — 
Mann vor Bautzen und lieferte hier den Verbündeten (83 000 
Mann) eine zweitägige Schlacht, in der wiederum die Fehler der 
russischen Oberleitung gegenüber Napoleons Feldherrnkunst und 
das Mißverhältnis der Zahl den Heldenmut der Truppen und 
der preußischen Generale fruchtlos machten. Doch nach furcht- 
barem Gemetzel (es blieben 20 000 Franzosen, Italiener und 
Rheinbündner, 14 000 Preußen und Russen) behielt Napoleon 
abermals nur das Blutfeld ohne Trophäen. Und wie ungebeugt 
der Mut der Preußen war, bewiesen sie ihm durch zwei Schlap- 
pen, die sie seinen Generalen beibrachten. Bei Hainau närlich 
überfiel und sprengte Blücher am 26. Mai ein französisches 
Korps unter Maison, das ihm unvorsichtig zu nah gekommen 
war, und bei Luckau schlug der zum Schutze der Mark bestellte 
Bülow am 4. Juni den auf Berlin marschierenden General 
Oudinot zurück. An demselben Tage schloß Napoleon zu Poisch- 
witz bei Jauer mit den Verbündeten einen Waffenstillstand, 
zunächst auf sechs Wochen. Beide Teile hatten denselben nötig, 
um ihre Rüstungen zu beendigen und mit ganzer Macht den 
Krieg fortführen zu können. 
Es war bestimmt, daß alle Streifkorps der Verbündeten 
bis zum 12. Juni auf das rechte Elbufer zurückgekehrt sein 
müßten. Diese Bedingung des Waffenstillstandes wurde von dem 
sich in Napoleons Rücken umhertummelnden Lützow nicht erfüllt, 
und Napoleon benutzte die Unvorsichtigkeit desselben, indem er 
die kleine Freischar am 17. Juni bei Kitzen am Floßgraben 
(unweit Lützen) durch 4000 Franzosen und Württemberger über- 
fallen und zersprengen ließ; nur wenige, darunter Lützow und 
Körner, entkamen. 
In Preußen benutzte man die Zeit der Waffenruhe aufs 
beste. Hier trat jetzt die Landwehr schlagfertig auf den Platz; 
nach Empfang des heiligen Abendmahls, unter dem Geläut der 
Kirchenglocken und den Segenswünschen der Frauen und Kinder 
zog sie aus, 140 000 Mann, einfach gerüstet und gekleidet im 
blauen Rock, der Kragen bei den Preußen rot, bei den Pom- 
mern weiß, bei den Brandenburgern krapprot, bei den Schlesiern 
gelb, auf dem Kopf eine Mütze mit einem Blechkreuz, das die 
Umschrift trug „Mit Gott für König und Vaterland“. Die 
Landwehr war nicht so gut bewaffnet, wie das etwa gleich zahl- 
reiche Linienmilitär, aber von eben derselben Kampflust beseelt
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.