Full text: Leitfaden der Preußischen Geschichte.

— 139 — 
Friedrich Wilhelm IV. (1840—1861). 
§ 91. Auf Friedrich Wilhelm III. folgte dessen ältester 
Sohn, Friedrich Wilhelm IV., geb. am 15. Oktober 1795 
(seit 1823 vermählt mit Elisabeth von Bayern), ein geistreicher, 
frommer und deutschgesinnter Fürst. Auch er war überzeugt, 
daß die besondere Natur und die eigentümlichen Aufgaben des 
preußischen Staates das Fortbestehen des Absolutismus nötig 
machten; doch milderte er denselben (1842) durch Beschränkung 
der Zensur und durch langsamen Ausbau des Instituts der 
Provinzialstände, deren „Vereinigten Ausschuß“ er nach Ber- 
lin berief. — In den kirchlichen Dingen begünstigte er die 
Strenggläubigkeit, die auch in der Schule und im Staate 
herrschen sollte. Dennoch bildeten sich neue Sekten: 1842 die 
„Lichtfreunde“ und „freien Gemeinden“; 1844 (hervorgerufen 
durch den Widerwillen gegen den „heiligen Rock“, den die 
katholische Geistlichkeit in Trier ausstellte) die „Deutschkatholiken“. 
Um dem Wurnsche eines großen Teiles der Nation nach 
einer verfassungsmäßigen Mitwirkung an der Leitung des Staa- 
tes nachzukommen, errichtete der König durch Patent vom 3. Fe- 
bruar 1847 den „Vereinigten Landtag“, eine Ständever- 
sammlung für das ganze Reich, ohne deren Zustimmung fortan 
keine neuen Steuern oder Anleihen eingeführt werden durften. 
Doch war die liberale Partei mit diesem Zugeständnis nicht zu- 
frieden, und als im folgenden Jahre am 22. Februar in Paris, 
am 13. März in Wien eine siegreiche Revolution stattfand, ver- 
hieß Friedrich Wilhelm (den 18. März 1848 vormittags) auch 
Preußen eine freiere Verfassung, sowie eine Verbesserung des 
Deutschen Bundes. Gleichwohl kam es am Nachmittag des 
18. März in Berlin zu einem Straßenkampfe, infolgedessen hier 
monatelang Unordnung herrschte. Auch in Posen brach eine 
Empörung aus; die Polen, geführt von Mieroslawski, erhoben 
sich hier gegen die Deutschen, wurden aber von den preußischen 
Truppen bald bezwungen. 
Am 22. März berief der König eine „Preußische Na- 
tionalversammlung“ ein, um mit ihr eine neue Verfassung 
zu vereinbaren. Sie trat am 22. Mai in Berlin zusammen. 
Da aber die Unordnungen fortdauerten, und die Vereinbarung
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.