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1852), welches Schleswig-Holstein an die Dänen überlieferte.
Im Sommer 1852 wurde auch die kaum gegründete kleine
deutsche Flotte durch Versteigerung wieder beseitigt.
§6 93. Einen Zuwachs erhielt unter Friedrich Wilhelm IV.
der Staat durch die Erwerbung der Fürstentümer Hohen-
zollern-Sigmaringen und -Hechingen, deren Fürsten die-
selben zum Nutzen deutscher Einheit an Preußen abtraten
(6. und 8. April 1850), ferner durch den Ankauf des Jade-
busens an der Nordsee (1853), wo der König den Bau eines
Kriegshafens für die von ihm gegründete preußische Flotte
begann. Dagegen verlor er das Fürstentum Neuschatel (Neuen-
burg), welches jedoch, ein persönlicher Besitz der preußischen
Könige, in den Staat nie einverleibt worden war. Es hatte sich
1848 völlig als republikanischer Kanton der Schweiz eingerichtet.
Um Krieg mit Osterreich, welches sich einmischte, zu vermeiden,
verzichtete Friedrich Wilhelm 1857 auf seine ohnehin unbeden-
tenden Rechte an dieses Ländchen. — Wenigstens den Nutzen
hatte die auswärtige Politik des Königs, daß sie dem Lande den
Frieden erhielt, in dessen Schutz der Nährstand immer mehr
gedieh, und Volkszahl und Wohlstand rascher zunahmen als in
den meisten andern deutschen und europäischen Staaten.
Nach keiner Seite hin war Friedrich Wilhelms IV. Tätig-
keit so ausdauernd wie in der kirchlichen Richtung. Die Be-
lebung des christlichen Glaubens, wo derselbe schwach geworden,
lag ihm vor allem am Herzen. „Ich und mein Haus“ (erklärte
er feierlich) „wir wollen dem Herrn dienen“. Um die evan-
gelische Kirche freier von der Gewalt des Staates zu machen,
gründete er für sie 1850 den evangelischen Ober-Kirchenrat.
Er förderte die „Innere Mission“; auch die „Evangelische Allianz“.
Die Volksschule erhielt 1854 durch Einführung der „Regulative“
eine mehr auf das Religiöse gehende Richtung.
Vielseitig und feingebildet, schätzte und liebte Friedrich Wil-
helm die Wissenschaften und schönen Künste sehr. Auch die
letzteren kamen nun, dank seiner Pflege, in Preußen zu hoher
Blüte; von seiner Freigebigkeit und seinem Kunstsinn zeugt ins-
besondere der Kölner Dom, dessen Riesenbau, im Mittel-
alter begonnen, nach dreihundertjähriger Unterbrechung seit 1842
weitergeführt wurde.