Full text: Leitfaden der Preußischen Geschichte.

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Freiheit; der Passauer Vertrag 1552 endete seine Haft und sicherte 
den Protestantismus in Deutschland. 
Den Fehler der meisten deutschen Dynastieen, ihre Macht durch 
Erbteilung zu schwächen, beging auch die hessische; dem Testament 
Philipps gemäß spaltete sich nach seinem Tode (1567) dies Fürsten- 
haus in mehrere Linien, von denen indes seit 1604 nur zwei be- 
standen: die ältere, nach ihrem Sitz Hessen-Kassel genannt, und 
die jüngere, Hessen-Darmstadt. Jene trat zur reformierten 
Kirche über und hatte daher im Dreißigjährigen Kriege die schwere 
Hand des Kaisers desto härter zu empfinden. Doch hielt die kraft- 
volle und kluge Landgräfin Amalie (Witwe Wilhelms V. und 
Regentin für ihren unmündigen Sohn Wilhelm VI.) standhaft 
am schwedischen Bündnis fest, und sie erreichte dadurch im West- 
fälischen Frieden 1648 für Hessen-Kassel manche Vorteile, 
namentlich den Besitz der Abtei Hersfeld. 
Im 138. Jahrhundert entehrten sich die Landgrafen von Hessen 
durch den Handel, den sie mit ihren Landeskindern trieben. Die 
hessischen Truppen, als tapfer und ausdauernd bekannt, waren eine 
gesuchte Ware. Landgraf Friedrich I. verkaufte sie an England und 
verwandte den Erlös in Schweden, dessen Krone er (1720) durch 
Heirat erhalten hatte. Seine Nachfolger in Hessen, Wilhelm VIII. 
(1751—1760) und Friedrich II. (1760—1785), setzten den Sol- 
datenhandel fort. Anfangs dienten die Verkauften wenigstens 
deutschen Zwecken, indem England sie im Siebenjährigen Kriege für 
Preußen fechten ließ, und so nahmen sie an den Siegen Ferdinands 
von Braunschweig (besonders bei Minden 1759) rühnlichst teil; 
dann aber verkaufte Friedrich II. sie nach Amerika zum Kriege 
gegen die englischen Kolonien (1776—1782). Auch sein Sohn 
Wilhelm IX. lieferte den Engländern Truppen und zwar gegen 
eine jährliche Summe von 36 000 Pfund Sterling ein stehendes 
Korps von 12 000 Mann. Von diesen Einkünften sammelten 
die Landgrafen Friedrich II. und Wilhelm IX. einen großen Schatz 
baren Geldes. 
1802 wurde die Landgrafschaft Hessen-Kassel durch einen 
Reichsdeputationsbeschluß zum Kurfürstentum erhoben, 1807 
aber von Napoleon mit andern mitteldeutschen Gebieten zu einem 
„Königreich Westfalen“ unter Jerome Bonaparte vereinigt. Je- 
rome gab in seiner Hauptstadt Kassel durch sittenloses Leben ein 
schlimmes Beispiel; doch schaffte die Franzosenherrschaft auch 
manche alte Mißbräuche im Staate ab. Diese wurden, als 
Kurfürst Wilhelm I. (früher Landgraf Wilhelm IX.), ein harter 
Despot, 1813 zurückkehrte, von demselben nach Möglichkeit 
wiederhergestellt. Auf dem Wiener Kongreß vergrößerte man
	        
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