— 29 —
die manche Verbesserung (z. B. gleiches Maß und Gewicht)
einführte.
Mehr nützten der lange Frieden und die Sicherheit, die
unter seinem Regiment herrschten. Denn obwohl auch er die
Erweiterung der Landesgrenzen erstrebte, so that er es doch nur
auf friedlichem Wege. So erwarb er 1524 die durch Aussterben
ihrer Grafen erledigte Herrschaft Ruppin. Den jahrhundertelangen
Streit mit Pommern, ob dessen Herzöge reichsunmittelbare deutsche
Fürsten oder Lehnsleute Kurbrandenburgs sein sollten, beendete
er durch den Vertrag von Grimnitz 1529; er verzichtete darin
auf die Lehnshoheit und erhielt dafür die feierliche Anerkennung
des brandenburgischen Erbrechts auf Pommern. — Eine andere
Anwartschaft erwarb er seinem Hause durch seine Vermählung
mit Elisabeth, Tochter des Herzogs Johann von Schleswig-
Holstein und Königs von Dänemark (1502). Denn 1508 setzte
Johann seine Tochter zur Erbin ein, falls er oder sein Sohn
Christian (II.) ohne männliche Nachkommen stürben; und 1517
erteilte demmach der Kaiser Maximilian 1. dem Kurfürsten
Joachim die Belehnung mit Schleswig-Holstein für jenen Fall. —
Trotz seiner Bildung war Joachim in manchen aus dem Mittel-
alter überkommenen Vorurteilen befangen; er trieb z. B. eifrig
die Sterndeuterei (Astrologie). Als einen Anhänger des Alten
bewies er sich auch gegenüber der Reformation, die damals
in Deutschland ihren Anfang nahm.
§ 21. In der römischen Kirche hatten sich im Laufe der
Zeit viele Mißbräuche eingeschlichen; auch führten viele Priester
ein ärgerliches Leben. Eine Verbesserung (Reformation) der
Kirche war im 15. Jahrhundert auf Kirchenversammlungen ver-
sucht worden, aber gescheitert. Großes Argernis erregte dann
im Anfang des 16. Jahrhunderts in Deutschland namentlich der
Handel mit dem Sündenablaß, wie ihn besonders der Domini-
kaner Tezel betrieb. Da erhob sich 1517 Martin Luther,
eines Bergmanns Sohn (geb. 10. November 1483 zu Eisleben,
seit 1505 Augustinermönch, seit 1512 Doktor der Gottesge-
lahrtheit und Schloßprediger zu Wittenberg) und griff zunächst
diesen Ablaßhandel an. In 95 Thesen (Sätzen), die er am
31. Oktober 1517 an die Tür der Schloßkirche zu Wittenberg
anschlug, zeigte er, daß nur wahre Reue die Vergebung der