Full text: Leitfaden der Preußischen Geschichte.

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die manche Verbesserung (z. B. gleiches Maß und Gewicht) 
einführte. 
Mehr nützten der lange Frieden und die Sicherheit, die 
unter seinem Regiment herrschten. Denn obwohl auch er die 
Erweiterung der Landesgrenzen erstrebte, so that er es doch nur 
auf friedlichem Wege. So erwarb er 1524 die durch Aussterben 
ihrer Grafen erledigte Herrschaft Ruppin. Den jahrhundertelangen 
Streit mit Pommern, ob dessen Herzöge reichsunmittelbare deutsche 
Fürsten oder Lehnsleute Kurbrandenburgs sein sollten, beendete 
er durch den Vertrag von Grimnitz 1529; er verzichtete darin 
auf die Lehnshoheit und erhielt dafür die feierliche Anerkennung 
des brandenburgischen Erbrechts auf Pommern. — Eine andere 
Anwartschaft erwarb er seinem Hause durch seine Vermählung 
mit Elisabeth, Tochter des Herzogs Johann von Schleswig- 
Holstein und Königs von Dänemark (1502). Denn 1508 setzte 
Johann seine Tochter zur Erbin ein, falls er oder sein Sohn 
Christian (II.) ohne männliche Nachkommen stürben; und 1517 
erteilte demmach der Kaiser Maximilian 1. dem Kurfürsten 
Joachim die Belehnung mit Schleswig-Holstein für jenen Fall. — 
Trotz seiner Bildung war Joachim in manchen aus dem Mittel- 
alter überkommenen Vorurteilen befangen; er trieb z. B. eifrig 
die Sterndeuterei (Astrologie). Als einen Anhänger des Alten 
bewies er sich auch gegenüber der Reformation, die damals 
in Deutschland ihren Anfang nahm. 
§ 21. In der römischen Kirche hatten sich im Laufe der 
Zeit viele Mißbräuche eingeschlichen; auch führten viele Priester 
ein ärgerliches Leben. Eine Verbesserung (Reformation) der 
Kirche war im 15. Jahrhundert auf Kirchenversammlungen ver- 
sucht worden, aber gescheitert. Großes Argernis erregte dann 
im Anfang des 16. Jahrhunderts in Deutschland namentlich der 
Handel mit dem Sündenablaß, wie ihn besonders der Domini- 
kaner Tezel betrieb. Da erhob sich 1517 Martin Luther, 
eines Bergmanns Sohn (geb. 10. November 1483 zu Eisleben, 
seit 1505 Augustinermönch, seit 1512 Doktor der Gottesge- 
lahrtheit und Schloßprediger zu Wittenberg) und griff zunächst 
diesen Ablaßhandel an. In 95 Thesen (Sätzen), die er am 
31. Oktober 1517 an die Tür der Schloßkirche zu Wittenberg 
anschlug, zeigte er, daß nur wahre Reue die Vergebung der
	        
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