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müssen, so stiftete Joachim Friedrich noch ein Gymnasium (zu
Joachimsthal 1607).
Auch seine (erste) Gemahlin, die fromme und wirtschaftliche
Kurfürstin Katharina, Tochter Johanns von Küstrin, hat ihr
Andenken durch eine heilsame Stiftung verewigt: auf dem Mol-
kenmarkt in Berlin ließ sie Milch, Butter, Käse, die sie selbst
gewann, verkaufen, und von ihren Ersparnissen gründete sie zu
Kölln a. Sp. die Schloßapotheke, in welcher arme Leute unent-
geltlich Arznei erhielten.
Verfall des mittelalterlichen Wesens in Staat und
Kirche. Aufkommen neuer Formen.
§ 25. Wie die geographischen Entdeckungen im 15. Jahr-
hundert den Gesichtskreis der europäischen Völker erweiterten, den
Handel zum Weltverkehr machten und die politische Stellung der
Nationen sehr veränderten, so bewirkten große Erfindungen und
das Wiederaufleben der altklassischen Studien zu derselben Zeit,
daß die mittelalterlichen Einrichtungen in Staat und Kirche nicht
mehr genügten. Die im 14. und 15. Jahrhundert aufgekommene
Neuerung, den Krieg mit Fußvolk zu führen (Schweizer, Hussiten,
Landsknechte), sodann der Gebrauch des Feuergewehrs gestalteten all-
mählich das Kriegswesen völlig um: das Rittertum verfiel; der
Krieg wurde ein Handwerk; an Stelle des Lehnsheeres trat das Söld-
nerheer. Dies hatte große politische Folgen: die Stände leisteten
die Wehrpflicht immer häufiger nur mit Geld; ihre Wehrhaftig-
keit verminderte sich; die Macht des Fürsten wuchs. Zugleich
wandte sich der Nährstand ausschließlich seinen friedlichen Beschäf-
tigungen, und der Mann von Talent (besonders aus dem Adel)
den Studien und der Beamtenlaufbahn zu; jener bedurfte nun
vor allem des starken Schutzes, dieser des Berufs des Staates,
beide mehr als früher des Fürsten.
Die Erfindung der Buchdruckerkunst (1450 durch Johann
Gutenberg zu Mainz) erleichterte den geistigen Verkehr, machte
die Kenntnisse weniger zum Gemeingut vieler, verbreitete Auf-
klärung in weitere Kreise. Es wurde mehr geschrieben,
gelesen, gedacht. Zugleich trat eine große wissenschaftliche Um-
wälzung ein: das Studium des Altertums (nach Italien
durch gelehrte, 1453 aus Konstantinopel geflüchtete Griechen ver-
pflanzt, in Deutschland durch ausgezeichnete „Humanisten“ einge-
bürgert) weckte den Geist der Forschung und Prüfung; man