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Ganzen. Eben darum beachtete der Kurfürst ihren Wider-
spruch nicht.
Dagegen suchte er auf alle Weise die Wunden, die der Dreißig-
jährige Krieg dem Lande geschlagen, zu heilen und Wohlstand
und Bildung zu befördern. Er berief in die verödeten Bauern-
höfe Kolonisten aus Friesland, Holland und der Schweiz, er-
leichterte es jungen Anfängern im Handwerk Meister zu werden,
legte zur Hebung des Handels Straßen und Kanäle an (den
Friedrich-Wilhelms-Kanal bei Müllrose zwischen Oder und
Spree 1662—1668), führte die Post ein, die nun (seit 1649)
sein Reich von Memel bis Kleve verband. Um die geistigen
Kräfte seines Volkes zu wecken und zu pflegen, stellte er die halb-
verwüsteten Schulen wieder her, gründete auch (1655) eine refor-
mierte Universität zu Duisburg und in Berlin die jetzt könig-
liche Bibliothek. Viele niederländische Künstler zog er ins Land,
damit sie den Glanz seines Hofes erhöhten und in den Märkern
Liebe zum Schönen entzündeten. Bei allen diesen Bemühungen
für Ackerbau, Gewerbe und Handel, Wissenschaft und Kunst
half ihm als einsichtiger Ratgeber der Oberpräsident Otto
von Schwerin. Aber das Meiste und Beste that der Kurfürst
selber; er regierte persönlich, gleichsam als die Seele des Staa-
tes, und seine Arbeitsamkeit war unermüdlich.
§ 35. Dabei beobachtete er aufmerksam rings die Welt-
händel, um für seinen Staat Schaden zu vermeiden und Vor-
teil zu gewinnen. Als im Jahre 1654 zwischen dem kriegs= und
eroberungslustigen Könige Karl X. Gustav von Schweden
und dem polnischen Könige Johann Kasimir ein Krieg ausbrach,
und beide Teile sich um den Beistand des Kurfürsten bewarben,
wollte dieser anfangs neutral bleiben, damit seine Hilfe im Preise
steige. Aber Karl X. führte den Krieg gegen Polen mit solchem
Glück, daß er den Kurfürsten nötigen konnte (im Königsberger
Vertrage, Januar 1656) statt der polnischen die schwedische
Lehnshoheit über Preußen anzuerkennen. Bald erhoben sich in-
des die Polen wieder, und nun konnte Brandenburg den Aus-
schlag geben. Der Kurfürst schloß zu Marienburg (Juni 1656)
mit Karl X. ein Bündnis, wonach ihm für den Fall, daß Polen
erobert würde, der souveräne Besitz der Woiwodschaften Posen
und Kalisch zustand. Vergebens drohten die Polen „den unge-
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