Full text: Leitfaden der Preußischen Geschichte.

V. Friedrich der Große, 1740—1786. 
§* 49. Friedrich II. wurde am Sonntag den 24. Januar 
1712 zu Berlin geboren. Seine Wärterin war Frau von Ro- 
coulle, eine französische Reformierte, von der er zuerst die Vor- 
liebe für die französische Sprache empfing, sein Erzieher dann 
der General von Finckenstein, sein eigentlicher Jugendlehrer der 
Franzose Duhan du Jandun, der ihm Liebe zur Literatur 
und Kunst einpflanzte. Der Vater wollte aus ihm einen guten 
Soldaten, einen guten Haushalter und einen guten Christen 
machen; die geistlose Abrichtung aber, die er zu diesem Zweck 
mit ihm vornehmen ließ, erregte nur den Widerwillen des Prin- 
zen. Doch stählte die strenge väterliche Zucht und besonders 
sein Leiden in Küstrin Friedrichs Charakter; hier lernte er auch 
den Wert der Arbeit und Ordnung kennen. 
Mit Elisabeth von Bevern 1733 verheiratet, die ihm 
sein Vater bestimmt hatte und die er zwar nicht liebte, aber we- 
gen ihrer Tugend und Anhänglichkeit schätzen lernte, durfte er 
dann (seit 1736 in Rheinsberg bei Neu-Ruppin) ein den 
Wissenschaften, den schönen Künsten und der Freundschaft mit 
geistreichen Männern (Kaiserling, Camas, Jordan) geweihtes 
Leben führen. Durch eifriges Studium ber Staatskunst, Ge- 
schichte und Weltweisheit, wie durch praktische Übung in Ver— 
waltungs= und militärischen Geschäften bereitete er sich hier für 
das königliche Amt vor. 
Dienstag am 31. Mai 1740 trat er es an. Wie er es zu 
verwalten gedachte, verkündete er selbst sofort: „Das Interesse 
des Landes," sprach er, „st auch mein eigenes; sollten sich beide nicht 
mit einander vertragen, so soll der Vorteil des Landes den Vor- 
zug haben.“ Was sein Vater Tüchtiges geschaffen, ließ er be- 
stehen; die Verwaltung, das Kriegswesen blieben im ganzen un- 
verändert, Sparsamkeit und Arbeit auch seine Losung. Er übte 
und vermehrte unablässig das Heer. Mifbräuche schaffte er ab, 
wie im Gerichtsverfahren die Folter, im Militär die Über- 
schätzung der „Langen Kerle“, bei Hof die Übertreibung der Jagd- 
lust, die durch Wildschaden den Landmann beschwerte. Kunst 
und Wissenschaft brachte er wieder zu Ehren, wie er denn mit 
Hilfe des französischen Mathematikers Maupertuis die Berliner
	        
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