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Auf dem Wege von Sedan nach Donchéry, 2. Sept. 1870.
Unterredung mit einem Begleiter und dem Prinzen
von Hohenzollern, betreffend dessen Kandidatur
auf den spanischen Thron.“
Als Bismarck in der Nacht nach der Schlacht von Sedan
in tiefer Finsternis mit einer Anzahl Offiziere nach der Rund-
fahrt des Königs um Sedan auf dem Wege nach Donchéêry
ritt, besprach er mit einem seiner Begleiter die Vorgeschichte
des Krieges: „Ich hatte geglaubt, der Prinz Leopold werde
dem Kaiser Napoleon kein unerwünschter Nachbar in Spanien
sein und seinen Weg über Paris nach Madrid nehmen, um
dort die Fühlung mit der kaiserlichen französischen Politik
zu gewinnen, die zu den Vorbedingungen gehört, unter denen
er Spanien zu regieren gehabt haben würde. Wir wären
viel mehr berechtigt gewesen zu der Besorgnis vor einem
engern Verständnisse zwischen der spanischen und der französi-
schen Krone als zu der Hoffnung auf Herstellung einer spanisch-
deutschen und antifranzösischen Konstellation nach Analogie
Karls V.; ein König von Spanien kann eben nur spanische
Politik treiben, und der Prinz wäre Spanier geworden durch
Uebernahme der Krone des Landes.“
Zu Bicsmarcks Ueberraschung erfolgte aus der Finsternis
hinter ihm eine lebhafte Erwiderung des Prinzen von Hohen-
zollern, von dessen Anwesenheit der Kanzler keine Ahnung
gehabt hatte; er protestierte lebhaft gegen die Möglichkeit,
bei ihm französische Sympathien vorauszusetzen.
Bismarck: „Entschuldigen Sie meine Aeußerung damit,
daß ich von Ihrer Gegenwart keine Ahnung hatte; Ihr
Protest erscheint mir angesichts des Schlachtfeldes und in
Ihrer Eigenschaft als deutscher Offizier und hohenzollerscher
*) Nach „Besmarcks Gedanken und Erinnerungen“, Bd. II,
Seite 78f.