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ihm meine große Bewunderung zolle. Neu ist mir aber, daß
es so frei von nationalen Eifersüchteleien ist und die Ver-
dienste anderer so willig anerkennt.“ Das Gabelfrühstück
machte dem Gespräch zunächst ein Ende
4 Uhr Spazierfahrt im Sachsenwalde. Nachdem Bis-
marck sein Anwesen beschrieben hatte, bediente er sich der
englischen Sprache, „damit dieser“ (dabei deutete er auf
den Kutscher) „uns nicht verstehen kann“, und er überraschte
seinen Begleiter durch die Geläufigkeit, mit der er sich des
fremden Idioms bediente, das nur einen geringen Akzent
verriet. Er begann mit den Worten: „Seitdem man mich
aus dem Amt mit dem Stiefel hinausgeschoben“ („Sunce
I have been kicked out of office“), ein Ausdruck, welcher
Villard so erstaunte, daß er den Fürsten um Erlaubnis bat,
ihn unterbrechen zu dürfen, und sagte: „Durchlaucht, das
ist ein Amerikanismus, wo haben Sie den her?“ Biemarck:
„Ich weiß mich nicht zu entsinnen, wo ich ihn her habe, aber
der Augsdruck bezeichnet meinen Fall ganz genau, indem die
Art meiner Entlassung der Anwendung einer Stiefelspitze gleich
gewesen ist.“ Dann schickte er sich an, die Geschichte seiner
gewaltsamen Amtsenthebung zu erzählen. Es folgte eine halbe
Stunde lang ein solch ungehemmter Strom scharfen Witzes,
schneidenden Sarkasmus und bitterer Verurteilung, wie sie
Villard nie zuvor und niemals wieder gehört. Es war eine
eigenartige Mischung von Beredsamkeit und ungezwungener
Plauderei. Mus seinen Worten ging hervor, wie tief er
das ihm nach seiner Ansicht erwiesene Unrecht und den er-
littenen Undank empfunden haben mußte. So erzählte er als
Beweis der ungerechten Behandlung, was er getan, um die
Nation zu einigen und das Ansehen der Dynastie der Hohen-
zollern zu mehren. Rückhaltlos war seine Behauptung bezüglich
seiner eigenen Verdienste als Einiger Deutschlands, und
fast spöttelnd setzte er andere der handelnden Personen
in dem historischen Drama in das rechte Licht, darunter
den alten Kaiser Wilhelm, den unglücklichen Kaiser