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sagte, er könne nicht verstehen und es sei ihm nicht leicht
begreiflich zu machen, warum ein solcher Mann dem öffent-
lichen Leben nicht erhalten bleibe. Er bezeichnete es als einen
entschiedenen Fehler im öffentlichen Leben Amerikas, daß die
Wahlfähigkeit von Senatoren und Repräsentanten von deren
Seßhaftigkeit in den respektiven Staaten und den Distrikten,
die sie repräsentieren, abhängig sei. Auf diese Weise würden
nur Vertreter von lokalen, nicht aber von nationaler Bedeutung
erzeugt. Dagegen erfreuten sich die englischen und deutschen
Stimmgeber des Privilegiums, irgend einen ihrer Landsleute
als geeigneten Kandidaten aufstellen zu können, ohne Rück-
sicht auf dessen Wohnsitz, und auf diese Weise die Elite der
Nation dem Parlament zuzuführen. —
Zweiter Tag eine Wiederholung des ersten. Sowohl
während der Spazierfahrt, als auch zu Hause, war die Kon-
versation des Fürsten äußerst gehaltvoll, originell und geist-
sprühend. Er unterhielt seinen Gast mit Reminiszenzen aus
dem preußisch-österreichischen und deutsch-französischen Kriege
und sprach des längeren über seinen denkwürdigen Aufent-
halt in Versailles während des letztgenannten Krieges, sowie
über die Friedensunterhandlungen mit Thiers und Jules Favre,
von den Wehen, welche die Geburt des deutschen Kaiser-
reichs begleiteten, und von der tiefen Demütigung der Fran-
zosen durch die im großen Palast Ludwig XIV. erfolgte Pro-
klamation. „Es war dies meine Idee“.
Seine Erfahrung mit dem nahegelegenen Hamburg —
„seinem größten und besten Nachbar“, wie er diese Stadt
nannte — gab Bismarck mit Behagen zum besten. „Als
ich den Vorschlag machte, Hamburg dem deutschen Zollgebiet
einzuverleiben, wurden die Hamburger mit bitterem Haß gegen
mich erfüllt, denn sie sagten sich, daß, wenn ihre Stadt das
Prestige einer Freistadt verliere, dies gleichbedeutend mit
ihrem Ruin wäre. Aber der Status eines Freihafens mit
einer Zollzone innerhalb seiner Grenzen hatte nicht nur keine
Verminderung der Prosperität Hamburgs zur Folge, son-